Dieser Butler James serviert keinen Tee, aber er kann Menschen mit Demenz dabei helfen, körperlich fit und geistig in Schwung zu bleiben: James ist ein Roboter. Ein internationales Forschungsprojekt mit starker österreichischer Beteiligung hat untersucht, wie roboterunterstützte Therapien in der Demenzbehandlung angenommen werden und wirken.
James ist ein auf Gesundheitsanwendungen spezialisierter Roboter der belgischen Firma Zora Bots. Im Forschungsprojekt ReMIND hat das Unternehmen unter anderem mit der FH Campus Wien, der MedUni und der Wiener Ovos Media GmbH zusammengearbeitet, um zu untersuchen, wie die Leistungen von James auf demenzkranke ältere Personen wirken, und ob sie überhaupt angenommen werden. Zum Testeinsatz kam James unter anderem im Clementinum in Kirchstetten, im Heim San Damiano in Wien, aber auch in Belgien und Rumänien.
Roboter James erinnerte die Seniorinnen und Senioren daran, ihre Medikamente einzunehmen oder an das Mittagessen. Er animierte dazu, physiotherapeutische Übungen durchzuführen, und er regte auch das Erinnerungsvermögen an, indem er die Senior:innen gezielt zu biographischen Selbstauskünften ermuntert. Denn Biographiearbeit hat positive Effekte auf demenzkranke Menschen, wie die FH Campus Wien schon früher im FFG-Projekt „Lebensnetz“ erkannt hat. Die entsprechende Software, um die eigene Biografie App-gestützt zusammenzustellen, wurde im Rahmen des „Lebensnetz“-Projektes von Ovos Media entwickelt und unter dem Titel „Keosity“ als eigenständige App für Tablets auf den Markt gebracht.
Komplexe Technologien im Pflegealltag
„Im Projekt ReMIND haben wir den Prototypen von Roboter James evaluiert und geprüft, ob und wie sich komplexe Technologien in den Pflegealltag integrieren lassen“, berichtet Franz Werner, Leiter des Masterstudiums „Health Assisting Engineering“ an der FH Campus Wien. Dabei haben sich zwischen den Partnerländern Belgien, Österreich und Rumänien durchaus unterschiedliche Nutzungsweisen gezeigt: „In Belgien wurde James intensiv in 1:1-Setting verwendet, in Österreich haben die Gruppensettings überwogen“, führt Werner aus. Den Grund dafür sieht der Experte in den unterschiedlichen Betreuungsformen: In Belgien ist eigenständiges, assistiertes Wohnen unter Senior:innen sehr weit verbreitet, während es in Österreich vergleichsweise mehr Wohnheime gibt.
Roboter James mit Bewohnerinnen des Pflegewohnheimes San Damiano, Wien. Foto: Felix Büchele für San Damiano
Roboter James hatte da wie dort positive Effekte auf die Demenzkranken. „Der Roboter hat eine physische und soziale Präsenz und zieht daher die Aufmerksamkeit meist positiv auf sich“, sagt Franz Werner. Aus der Literatur weiß man, dass der Einsatz von derartigen Systemen im Seniorenheim mehr Besuch für die Senior:innen mit sich bringen kann. Alle wollen den Roboter sehen. „Dadurch kann es zu mehr Kommunikation und verbesserter Interaktion kommen“, sagt Franz Werner. Nachsatz: „Es ist aber klar, dass dieser Effekt nicht ewig anhält.“
Förderung ermöglicht Pflegeforschung an der FH
Allein von der FH Campus Wien waren fünf Personen am Projekt ReMIND beteiligt. „Ohne die Forschungsförderung wäre für uns keine Forschung möglich, weil wir ausschließlich drittmittelfinanziert arbeiten und – anders als Universitäten – dafür keine Basisförderung bekommen“, unterstreicht Studiengangleiter Franz Werner die Wichtigkeit der FFG-Angebote für sein Forschungsgebiet.
ReMIND (Robotic ePartner for Multitarget Innovative activation of people with Dementia) finanzierte sich aus dem “Active Assisted Living Joint Programme” der EU. Aktuell befasst sich das Team der FH Campus Wien intensiv mit dem österreichischen Leitprojekt der „Linked Care“ (LICA) aus dem „benefit“-Programm. LICA hat das Ziel, die Prozesse zwischen mobiler Hauskrankenpflege, Ärzt:innen und Apotheken unterbrechungsfrei auf ein digitales Niveau zu heben und so die tägliche Versorgung zu erleichtern.