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Österreich und die ESA
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Bilaterale Kooperationen mit der Sowjetunion
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Friedliche Nutzung des Weltraums
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Österreichs Weltraumforschung etabliert sich
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International anerkannter Weltraumstandort
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Transformation in Richtung "New Space"
Start mit Sputnik
Wenn man den Start von Sputnik als Startpunkt für die Weltraumforschung in Europa sieht, wurde Österreich in den 50er-Jahren auf die Bedeutung des Weltraums aufmerksam. Viele Institute begannen mit Weltraumforschungsprogrammen. So beschäftigte sich beispielsweise das Institut für Theoretische Physik an der Universität Innsbruck mit Plasmaphysik, und das Institut für Meteorologie und Geophysik in Wien unternahm Aktivitäten im Bereich der Ionosphärenphysik.
Zwischen 1961 und 1964 war Österreich am Komitee zur Vorbereitung der Schaffung der Europäischen Raumfahrtagentur (COPERS) beteiligt. Seit 1969 arbeitet das Institut für Nachrichtentechnik und Wellenausbreitung der Technischen Universität Graz an Entwicklung und Bau von Instrumenten für die Erforschung des Weltalls und zur Satellitenkommunikation. Die am Institut für Nachrichtentechnik entwickelten Messgeräte flogen seit Ende der 1960er-Jahre an Bord von internationalen Höhenforschungs- und Stratosphärenballonen sowie auf Sonden in den interplanetaren Raum. Das Weltrauminstitut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften wurde 1970 gegründet, die Austrian Space Agency 1972.
Österreich und die ESA
Von Anfang an hat sich Österreich dazu entschlossen, in Weltraumangelegenheiten aktiv zu sein. Diese Entscheidung hat die Entwicklung der österreichischen Raumfahrttechnologie, Raumfahrtindustrie und Weltraumforschung gefördert. Auf diese Weise wurden viele Arbeitssplätze geschaffen, und Österreich wurde ein echter Partner in der Raumfahrtwelt. Österreich hat sich, wie viele andere Länder auch, dazu entschlossen, in internationaler Kooperation zu arbeiten. Seit 1975 ist Österreich an Programmen der European Space Agency (ESA) beteiligt, 1981 wurde es assoziiertes Mitglied und 1987 Vollmitglied.
Die Beteiligung an ESA-Aktivitäten umschließt obligatorische und optionale Programme. Zu den obligatorischen Programmen gehören das Wissenschaftsprogramm, das Technologieprogramm und die Studienprogramme und Forschungsstipendien.
Optionale Programme beinhalten alle Gebiete angewandter Weltraumforschung und Raumfahrttechnologie, wie Erdbeobachtung und Mikrogravitationsforschung, das Programm für die Entwicklung von wissenschaftlichen Experimenten (Prodex) und auch das Raumfahrt-Infrastrukturprogramm (Ariane 5 und bemannte Raumfahrt) sowie Telekommunikation und Navigation.
Bilaterale Kooperationen mit der Sowjetunion
Besonders mit der früheren Sowjetunion wurden bilaterale Kooperationsprojekte ausgeführt, wie die Entwicklung von Österreichischen Instrumenten zur Installation auf Raumfahrtsonden und deren Missionen, zum Beispiel für die Venus-Sonden Venera 13 und 14 (1981-82), die Flüge Vega 1 und 2 (1984-86) zum Halleyschen Kometen und die PHOBOS Mars-Sonden (1988-89).
Höhepunkt der Zusammenarbeit mit der früheren Sowjetunion war die Mission AUSTOMIR-91 – der Flug des ersten österreichischen Kosmonauten, Franz Viehböck, zur Raumstation MIR. An Bord von MIR wurden 14 österreichische Experimente erfolgreich durchgeführt.
Weitere bilaterale Zusammenarbeit gab und gibt es mit Norwegen, Schweden, Frankreich, der Schweiz und Deutschland sowie Japan und USA.
Friedliche Nutzung des Weltraums
Österreich spielt auch eine wichtige Rolle im Komitee für die friedliche Nutzung des Weltraumes (Comittee for the Peaceful Uses of Outer Space, COPUOS) der Vereinten Nationen, dessen Vorsitz es von 1957 bis 1996 führte. Das Weltraumbüro der Vereinten Nationen hat seit 1993 seinen Sitz in Wien. 1999 fand die UNO-Weltraumkonferenz UNISPACE bereits zum dritten Mal in Wien statt.
Im Jahre 2002 startete das österreichische Weltraumprogramm, eine Initiative des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie, in weiterer Folge die Programme ASAP, ARTIST, TAKE-OFF sowie die österreichische Nano-Initiative.
Österreichs Weltraumforschung etabliert sich in Europa
Mit der kontinuierlichen und finanziell zunehmenden Beteiligung an den ESA-Pflicht- und Wahlprogrammen bilden sich zunehmend anspruchsvollere Weltraumkompetenzen in Industrie und Wissenschaft heraus. Beteiligungen an den Missionen Rosetta, Venus Express, ExoMars und BepiColombo zeigen einen entsprechenden Qualitätssprung.
Österreich beginnt sich auch innerhalb der ESA als interessanter Standort zu etablieren, was sich unter anderem in der Gründung des European Space Policy Institute 2003 in Wien widerspiegelt. Weitere Meilensteine in dieser Phase sind die Etablierung des FFG-Beirats für Luft- und Raumfahrt 2005 und mehrere Space Days als Leistungsschauen der österreichischen Kompetenzen.
Das kontinuierliche Investment führt zur Beteiligung Österreichs an den großen Infrastrukturprogrammen der Europäischen Union Copernicus und Galileo. 2011 erfolgt der Start der ersten Galileo-Satelliten mit österreichischer Technologie an Bord. Die Entwicklung des ersten österreichischen Kleinsatelliten TUG-SAT1/BRITE AUSTRIA bereitet Österreich auf den Status einer „Space Faring Nation“ vor und führt 2011 zur Verabschiedung eines Weltraumgesetzes. Nur wenige europäische Staaten verfügen über eine vergleichbare Gesetzgebung.
Die österreichische Weltraumindustrie kann ihre Kundenbasis weltweit substanziell erhöhen. Auf Basis der vielfältigen Aktivitäten erwächst auch der Bedarf zur Erarbeitung einer österreichischen Weltraumstrategie, welche 2012 unter dem Titel „Weltraum Zukunftsraum“ veröffentlicht wird.
International anerkannter Weltraumstandort
Österreich hat sich zu einem international anerkannten Weltraumstandort entwickelt. Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) als zuständiges Ressort investiert direkt jährlich rund 70 Millionen Euro in den Weltraumsektor, den Großteil davon für Programme und Projekte im Rahmen der Europäischen Weltraumagentur ESA. Die großen Schwerpunkte des BMVIT in der ESA sind Erdbeobachtung, Telekommunikation, Technologieentwicklung, wissenschaftliche Instrumente und Exploration, Trägersysteme, Satellitennavigation und Weltraumlageerfassung. In Ergänzung dazu investiert Österreich als Miteigentümer der EU-Weltrauminfrastrukturen Copernicus (Erdbeobachtung) und Galileo (Navigation) ca. 30 Mio. Euro jährlich, sowie auch für SST (Weltraumlageerfassung) und Horizon 2020 (F&E zu Weltraumtechnologien).
Mehr als 100 Organisationen aus Forschung und Wirtschaft mit über 1.000 Beschäftigten sind in diesem Bereich tätig, der Gesamtumsatz beträgt rund 125 Millionen Euro pro Jahr. Rund 20 Patente und mehr als 1.000 wissenschaftliche Publikationen zeigen, wie innovativ Österreich in diesem Bereich ist. Der weltweite Anteil österreichischer Publikationen zu Satellitentechnologien bleibt konstant, obwohl die Anzahl an Weltraumländern und insbesondere der Anteil Chinas sehr stark zunehmen. Österreich zählt zu den am häufigsten zitierten Nationen im Bereich Erforschung des Sonnensystems.
Österreichische Unternehmen und Institute sind an vielen ESA-Missionen maßgeblich beteiligt, wie etwa an der Rosetta-Mission, ExoMars zur Suche nach Leben auf dem Mars und BepiColombo zur Erforschung des sonnennächsten Planeten Merkur. Auch in den EU-ESA-Weltrauminfrastrukturen für Galileo und Copernicus ist österreichische Technologie vertreten. Das Spektrum umfasst digitale Signalverarbeitung am Satelliten, hochpräzise Navigationsempfänger und Steuerungssysteme, Aufklapp- und Ausrichtemechanismen für die Bewegung von mechanischen Komponenten (z. B. Abdeckungen, Antennen, Triebwerke), Mess- und Testgeräte, Thermalisolationen für Satelliten ebenso wie Systeme für Bodenstationen und die Auswertung und Nutzung der Satellitendaten für wissenschaftliche und wirtschaftliche Anwendungen. Aber auch die europäische Schwerlastrakete Ariane 5 beinhaltet High-Tech aus Österreich, wie etwa Treibstoffleitungen und Ventile. In der in Entwicklung befindlichen Ariane-6-Rakete wird erstmals eine neue österreichische Technologie für die Flugelektronik zum Einsatz kommen. Künftiges Anwendungspotenzial hat auch eine neue Lasertechnologie für die Zündung von Raketentriebwerken.
Das Österreichische Weltraumprogramm ASAP hat sich als tragendes Instrument zur Höherqualifizierung der österreichischen Weltraumkompetenzen etabliert. Seit 2002 wurden in insgesamt 14 Ausschreibungen 320 Projekte mit einer Fördersumme von knapp unter 100 Mio. Euro finanziert und von der Agentur für Luft- und Raumfahrt der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) umgesetzt. ASAP stärkt einerseits die etablierten Unternehmen und Forschungseinrichtungen im Wettbewerb in der ESA und am kommerziellen Weltraummarkt, und ermöglicht andererseits neuen Unternehmen den Einstieg in das Weltraumgeschäft.
Transformation in Richtung "New Space"
Als „New Space“ wird der Trend der zunehmenden Kommerzialisierung von Weltraumaktivitäten bezeichnet – von der Gründung neuer Unternehmen im Umfeld von Weltraumtechnologien über die Nutzung neuer Technologien und Herangehensweisen aus anderen Bereichen für die Raumfahrt (Spin-in) bis hin zur Forcierung von Kleinsatelliten und der Konvergenz mit dem Informationstechnologie-Sektor). Im Jahr der ESA-Ministerkonferenz 2016 wurden auch österreichische Schwerpunktsetzungen für New Space-Aktivitäten vorgenommen: Dazu gehören die die Beteiligung an den sogenannten „Megakonstellationen“ zur Bereitstellung von Internet- und Kommunikationsdienstleistungen aus dem Weltraum und die Beteiligung an neuen Konzepten für fortschrittliche Telekommunikationssatelliten mit rein elektrischem (Electra) oder hybridem Antriebssystem. Mit dem Start und Ausbau des ESA Business Incubation Centre (ESA BIC) Austria mit den Standorten Graz und Wiener Neustadt wird die Unternehmensbasis weiter gestärkt.
2017 wurde ein weiterer Kleinsatellit aus Österreich gestartet: PEGASUS der FH Wiener Neustadt. Mit OPS-SAT entwickelt die TU Graz im Auftrag der ESA einen Testsatelliten für neue Weltraumtechnologien. Auch damit trägt Österreich zur kosteneffizienten Erforschung der Atmosphäre und Demonstration von Technologien für zukünftige Missionen bei.