Österreich signiert "Zero Debris Charter"

Im Rahmen des Weltraumgipfels der ESA in Brüssel wurde vergangene Woche die "Zero Debris Charter" vorgestellt, mit der bis 2030 die Entstehung von Weltraummüll drastisch eingeschränkt werden soll. Österreich zählt zu den zehn Erstunterzeichnern der Charta.

Wien/Brüssel/Paris (APA) - Seit dem Start des ersten Satelliten 1957, der russischen Sonde "Sputnik", der den Beginn des Weltraumzeitalters markiert, hat die Menschheit fast 50.000 Tonnen Material in den Weltraum geschossen. Ein Teil davon ist zurückgekehrt bzw. in der Erdatmosphäre verglüht, aber noch immer befinden sich etwa 10.000 Tonnen im Orbit.

"Ausweichmanöver wegen des Weltraumschrotts sind an der Tagesordnung", erklärte kürzlich Holger Krag, Leiter der Weltraumsicherheit der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Solche Manöver sind notwendig, wird doch bei einer Kollision mit einem ein Zentimeter großen Schrottteil, der sich mit zehn Kilometer pro Sekunde bewegt, die gleiche Energie freigesetzt wie beim Zusammenstoß mit einem 40 km/h schnellen Kleinwagen. Deshalb wird befürchtet, dass wichtige Umlaufbahnen um die Erde völlig unbrauchbar werden.

Um dem entgegenzuwirken, haben neben Österreich Belgien, Bulgarien, Zypern, Estland, Deutschland, Litauen, Portugal, die Slowakei und Schweden die "Zero Debris Charter" unterzeichnet. Zudem haben laut ESA mehr als 100 Organisationen aus Industrie, Wissenschaft und Politik zugesagt, sich demnächst dem Vorhaben anzuschließen.

Für den aus Österreich stammenden ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher zeigt die Verpflichtung, "dass die ESA weltweit eine Vorreiterrolle bei der Schaffung konkreter, nützlicher und attraktiver Normen für die Nachhaltigkeit im Weltraum einnimmt, die die Grundlage für europäische oder sogar globale Regelungen und Gesetze bilden werden". Die ESA hat sich verpflichtet, bei ihren Missionen, die nach 2030 in die Planungsphase eintreten, keinen Weltraummüll in wertvollen Umlaufbahnen zurückzulassen.

FFG unterzeichnet für Österreich

Die Geschäftsführerin der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, Karin Tausz, und Andreas Geisler, Leiter der Agentur für Luft- und Raumfahrt in der FFG, unterzeichneten für Österreich die Charta. Damit unterstreiche das Land "seine Ambitionen, aktiv zur nachhaltigen Nutzung des Weltraums beizutragen", erklärte Tausz gegenüber der APA, und erinnerte daran, dass Nachhaltigkeit im Weltraum eines der Ziele der österreichischen Weltraumstrategie 2030+ des Klimaschutzministeriums sei.

Österreich trage speziell durch seine Teilnahme am Space Safety Programm der ESA zur Nachhaltigkeit im Weltraum bei, sagte Geisler. Die heimischen Weltraumakteure würden vermehrt Subsysteme und Komponenten entwickeln und produzieren, die darauf ausgelegt seien, am Ende ihrer Lebenszeit keinen Weltraumschrott zu generieren.

Das ist auch eines der Ziele in der "Zero Debris Charter": Nach Beendigung einer Mission soll die entsprechende Erdumlaufbahn "mit einer Erfolgswahrscheinlichkeit von mindestens 99 Prozent rechtzeitig geräumt werden, erforderlichenfalls auch mit externen Mitteln". Weiters soll die Wahrscheinlichkeit der Entstehung von Weltraummüll durch Kollisionen von Satelliten oder Raketenteilen verringert werden.