(v.l.n.r.:) ERA Council Forum Austria-Vorsitzende Helga Nowotny; Wissenschafts-, Forschungs- und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner; EU-Kommissarin für Wissenschaft, Innovation und Forschung, Máire Geoghegan-Quinn; FFG-Geschäftsführerin Henrietta Egerth
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Mitterlehner: Horizon 2020 stärkt Forschungsstandort und sichert Wettbewerbsfähigkeit
Wissenschafts-, Forschungs- und Wirtschaftsminister will Rückflüsse aus der EU auf 1,5 Milliarden Euro erhöhen - Horizon 2020 bringt mehr Geld und weniger Bürokratie
Wien - Im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der EU-Kommissarin für Wissenschaft, Innovation und Forschung Máire Geoghegan-Quinn sowie FFG-Geschäftsführerin Henrietta Egerth und Prof. Helga Nowotny hat Wissenschafts-, Forschungs- und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner heute die österreichischen Ziele und Maßnahmen zum Start des neuen EU-Rahmenprogramms "Horizon 2020" vorgestellt. Für sieben Jahre stehen europaweit insgesamt rund 80 Milliarden Euro zur Verfügung. Allein in der ersten Ausschreibungsphase, die bis 2015 läuft, sind es 15 Milliarden Euro. "Die deutliche Budgetsteigerung von fast 50 Prozent ist ein klares europäisches Bekenntnis zum Stellenwert von Wissenschaft und Forschung als Innovationsmotoren. Durch Horizon 2020 wird Europa wettbewerbsfähiger und Forschung für die Bürger spürbarer", sagt Mitterlehner.
Neue Chancen nützen und mehr Forschungsförderungen abholen
Die neuen EU-Förderungen sind erstmals entlang des gesamten Innovationszyklus - von der unersetzlichen Grundlagenforschung über die Innovationsförderung bis zur Einführung von Produkten auf dem Markt - angesiedelt. "In diesem Sinne soll auch die für Österreich neue Verbindung von Wissenschaft und Wirtschaft in einem Ressort zusätzliche Chancen und Vorteile eröffnen", sagt Mitterlehner, der die Mittelrückflüsse aus dem von 2014 bis 2020 laufenden EU-Programm deutlich steigern will: Im abgelaufenen Rahmenprogramm haben österreichische Institutionen rund eine Milliarde Euro an Fördermitteln abgeholt, die mit Horizon 2020 auf zumindest 1,5 Milliarden Euro erhöht werden sollen. "Denn jeder Euro, der in Innovationen investiert wird, schafft langfristig ein Vielfaches an Wachstum und Arbeitsplätzen", so Mitterlehner.
Stärkung der FFG und Gründung des "ERA Council Forum Austria"
Erreicht werden soll dieses Ziel unter anderem mit zwei neuen konkreten Maßnahmen. So weitet die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) ihre Beratungsleistung aus. Künftig wird die FFG neben der bewährten Beratung einzelner Forscher auch Universitäten, Forschungseinrichtungen und forschende Unternehmen bereits im Vorfeld strategisch beraten. Dadurch sollen Forschungsnischen frühzeitig erkannt und das vorhandene Potential gebündelt und maximiert werden.
Um aktuelle europäische Entwicklungen in Österreich möglichst zeitnah zu analysieren und um möglichst hohe Rückflüsse sicherzustellen, hat Mitterlehner zudem ein neues hochrangig besetztes Beratungsgremium gegründet - das ERA (European Research Area) Council Forum Austria. Den Vorsitz wird die ehemalige Präsidentin des European Research Council (ERC), Professorin Helga Nowotny, übernehmen. Weitere Mitglieder werden Dr. Jürgen Mlynek (Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren), Dr. Reinhilde Veugelers (Professorin für International Business Economics & Strategy, Universität Leuven, Belgien), Dr. Jana Kolar (Morana RTD, Leiterin der Forschungsabteilung, Slowenien) sowie Dr. Hermann Hauser (Risikokapitalgeber für junge Unternehmen, Mitgründer von Amadeus Capital Partners). "Dieses Gremium bietet die Riesenchance, von der Expertise von Praktikern und Experten zu profitieren und den europäischen und österreichischen Forschungsraum noch besser zu verschränken", so Mitterlehner.
Horizon 2020 setzt neue Prioritäten
Horizon 2020 baut auf den drei Säulen "Exzellente Wissenschaft", "Industrielle Führerschaft" und "gesellschaftliche Herausforderungen" auf. Bisher war das Rahmenprogramm nur entlang von thematischen Prioritäten strukturiert, nun reflektiert Horizon 2020 in der dritten Säule auch die großen gesellschaftlichen Herausforderungen, wie etwa Gesundheit und demographischen Wandel, Ernährungs- und Lebensmittelsicherheit oder Klimaschutz und Ressourceneffizienz. Das ermöglicht die interdisziplinäre Zusammenarbeit über die Grenzen von Grundlagenforschung und Anwendung hinweg. Besonders wichtig ist, dass die Beteiligungsregeln für Universitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen an Horizon 2020 vereinfacht worden sind, zudem gibt es einheitliche Förderraten für alle Teilnehmer.
Innovationskraft von KMU stärker heben
"Das Programm bringt eine Stärkung der Grundlagenforschung und will vor allem auch KMU motivieren, stärker in die Forschung zu investieren. Das ist gerade für Österreich ein wesentlicher Faktor", so Mitterlehner weiter. Mindestens 20 Prozent der Mittel der zweiten und dritten Säule sind für KMU vorgesehen. Über die Forschungsschwerpunkte "Industrieführerschaft" (12,4 Milliarden Euro) und "Gesellschaftliche Herausforderungen" (27 Milliarden Euro) sollen insgesamt mindestens 7,9 Milliarden Euro unmittelbar an europäische KMU fließen. Zudem bietet das sogenannte KMU-spezifische Instrument eine spezielle Förderschiene, die Klein- und Mittelbetriebe von der Produktidee bis zur Umsetzung am Markt begleitet. Darüber hinaus wird das Eurostars-Programm für forschungsintensive KMU mit erhöhten Fördermitteln fortgeführt. "Aufgrund der enormen Bedeutung von Klein- und Mittelbetrieben für die heimische Wirtschaft soll auch diese neue Schwerpunktsetzung dazu beitragen, dass Österreich noch stärker von den europäischen Innovationsförderungen profitiert", sagt Mitterlehner.
Forschungsstandort Österreich weiterentwickeln
Neben Horizon 2020 plant Mitterlehner zahlreiche weitere Maßnahmen, die er auf nationaler Ebene initiieren möchte, um den Forschungsstandort Österreich weiter zu entwickeln. So sollen etwa die privaten Ausgaben für Wissenschaft und Forschung als Ergänzung zu den staatlichen Aufwendungen gesteigert werden. Um die Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft weiter zu stärken, werden zudem neue Wissenstransferzentren in ganz Österreich etabliert. "So können Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft noch besser kooperieren", betont Mitterlehner abschließend.