Zweite große europäische Wasserstoff-Initiative mit österreichischer Beteiligung gestartet
Europäische Kommission genehmigt zweites IPCEI Wasserstoff-Großvorhaben mit 12,2 Mrd. € – Österreich mit zwei Unternehmen beteiligt
Nach der Genehmigung des ersten IPCEI Wasserstoff (Hy2Tech) im Juli dieses Jahres genehmigte die Europäische Kommission im September 2022 nun auch das zweite wichtige Vorhaben von gemeinsamem europäischem Interesse im Bereich Wasserstoff. Österreich beteiligt sich an diesem sogenannten IPCEI (Important Projects of Common European Interest) Hy2Use mit einem Schwerpunkt auf die Dekarbonisierung der Industrie mittels Anwendung von erneuerbarem Wasserstoff mit einem hochinnovativen Konsortialprojekt zwei österreichischer Unternehmen.
Am europäischen Gesamtvorhaben des IPCEI Hy2Use beteiligen sich insgesamt 35 Projekte von 29 Unternehmen aus 13 Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Die involvierten Mitgliedstaaten schütten Beihilfen in der Höhe von bis zu 5,2 Milliarden Euro aus, die über die nächsten Jahre insgesamt zusätzlich 7 Milliarden Euro an privaten Investitionen auslösen werden.
Grundsätzlich zielt das IPCEI-Vorhaben darauf ab, eine wettbewerbsfähige, innovative und nachhaltige europäische Wasserstoff-Wertschöpfungskette in Europa aufzubauen. Der Fokus liegt auf der Förderung von hochinnovativen Projekten entlang der gesamten Wettschöpfungskette – von der Entwicklung und der Hochskalierung neuer hocheffizienter Elektrolyseprozesse und Brennstoffzellensystemen über innovative Speicher- und Transporttechnologien bis zur Nutzung von Wasserstoff in Industrie und schwer zu elektrifizierenden Bereichen im Mobilitätssektor (u.a. Schwerverkehr, Schifffahrt, Luftfahrt). Das Vorhaben steht somit auch voll im Einklang mit der im vergangenen Juni veröffentlichten nationalen Wasserstoffstrategie, es wird die Versorgung mit erneuerbarem Wasserstoff erhöhen und somit die Abhängigkeit von Erdgas verringern.
„Ich freue mich sehr, dass wir nun den Start der zweiten Welle unserer europäischen Wasserstoff-Initiative bekanntgeben können und dass die Europäische Kommission die ambitionierten Projekte so rasch genehmigt hat. Die Hochskalierung von innovativen Wasserstofftechnologien wird ein entscheidender Faktor sein, um die nationalen und europäischen Klimaziele zu erreichen, unsere Energieabhängigkeit zu reduzieren, aber auch um den Forschungs- und Industriestandort Österreichs substanziell zu stärken. Das hochinnovative Konsortialprojekt der beiden österreichischen Unternehmen im IPCEI Hy2Use leistet darüber hinaus einen wichtigen Beitrag, um die Ziele der nationalen Wasserstoffstrategie zu erreichen“, sagt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
„Mit dem Ausbau der Wasserstoffwirtschaft ermöglichen wir nachhaltiges Wachstum und stärken damit auch den Innovationsstandort. Aufbauend auf dem ersten IPCEI Wasserstoff im Bereich der Technologie stellt die Genehmigung der Europäischen Kommission für das zweite IPCEI Wasserstoff im Bereich der industriellen Anwendung die Weichen für eine dekarbonisierte und zukunftsfitte Industrie und trägt zu einer Reduktion der einseitigen Energieabhängigkeiten bei. Die geförderten Projekte entfalten auch auf dem Arbeitsmarkt über das teilnehmende österreichische Unternehmenskonsortium hinaus ein hohes Beschäftigungspotenzial“, so Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher.
Das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) stellt gemeinsam mit dem Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) für alle Projekte im IPCEI Wasserstoff Beihilfen in der Höhe von 125 Millionen Euro aus der Europäischen Aufbau- und Resilienzfazilität (ARF) bis 2026 bereit. Bereits seit dem Start der Verhandlungen zum IPCEI Hy2Use wurden die beiden Unternehmen von Expert:innen der Ministerien gemeinsam mit dem Austria Wirtschaftsservice (aws) und der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) engmaschig begleitet und unterstützt. Nun soll in weiterer Folge gemeinsam rasch an der erfolgreichen Umsetzung aller im IPCEI H2 involvierten Projekte gearbeitet werden.
Von österreichischer Seite sind im IPCEI Hy2Use die Unternehmen Borealis und Verbund involviert.
Borealis ist einer der global führenden Anbieter fortschrittlicher und kreislauforientierter Polyolefinlösungen und europäischer Marktführer im Bereich des Polyolefin-Recyclings sowie in den Bereichen Basischemikalien und Pflanzennährstoffe. VERBUND ist Österreichs führendes Energieunternehmen und einer der größten Stromerzeuger aus Wasserkraft in Europa. Beide Unternehmen entwickeln erstmalig im Rahmen des IPCEI Vorhabens „Hy2Use“ eine auf grünem Wasserstoff basierte Produktion von Düngemitteln, Melamin und technischen Stickstoffprodukten in Österreich. Die beiden Partner, die ihr Bekenntnis zum gemeinsamen Projekt bereits im Sommer 2022 im Rahmen des IPCEI Prozesses schriftlich festgehalten haben, errichten am Standort der Borealis in Linz eine Elektrolyseanlage im industriellen Maßstab (60 MW), um aus demineralisiertem Wasser mit erneuerbarem Strom grünen Wasserstoff und Sauerstoff zu erzeugen. Wasserstoff ist der wichtigste Rohstoff für Borealis in Linz, und wird bisher durch Dampfreformierung von Erdgas erzeugt. Durch den Einsatz von grünem Wasserstoff wird eine CO2 Einsparung von ca. 90 000 Tonnen pro Jahr erzielt. Auch der Sauerstoff aus der Elektrolyse wird bei der Herstellung von Düngemitteln genutzt. Darüber hinaus wird die Elektrolyse Netzdienstleistungen für das Stromnetz bereitstellen. Ziel ist es, mit der Elektrolyseanlage im Jahr 2025 in Betrieb zu gehen. In einem Nachfolgeprojekt soll schließlich auch die Abwärme aus der Elektrolyse verwertet werden.
Das Instrument IPCEI soll grundsätzlich die Bildung von großen europäischen Konsortien ermöglichen, die mithilfe von staatlichen Beihilfen und privaten Investitionen innovative und nachhaltige Einzelprojekte in Schlüsselbereichen der europäischen Industrie durchführen. IPCEI-Beihilfen sind an strenge Auflagen geknüpft, die gewährleisten sollen, dass das gewonnene Know-How möglichst umfassend verbreitet wird und so positive Spillover-Effekte für die europäische Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft erreicht werden. Bislang ist Österreich an einem IPCEI im Bereich der Batterieindustrie, einem IPCEI im Bereich der Mikroelektronik-Wertschöpfungskette und einem IPCEI im Bereich Wasserstoff (Hy2Tech) aktiv beteiligt. Derzeit streben das BMK gemeinsam mit dem BMAW zudem auch Teilnahmen einem weiteren IPCEI im Bereich der Mikroelektronik-Industrie an. Zudem sondiert das BMK aktuell die Teilnahme an einem etwaigen IPCEI im Bereich PV und Solarenergie.
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Rückfragen:
BM für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
Samson Sandrieser-Leon, Pressesprecher der Bundesministerin
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