#SuccessStory: Postfossile Stretchfolie für grüne Logistik

Eine effiziente, biobasierte und recyclebare Stretchfolie – kurz EFFIE – ist das Ziel, nach dem ein Konsortium unter der Führung von Fraunhofer Austria sucht. Gefördert wird das Projekt von der FFG im Rahmen der 28. Ausschreibung von "Produktion der Zukunft".

Stretchfolie ist heute als flexible und sichere Transportverpackung bei Paletten und anderen Gütern allgegenwärtig. Eine Umstellung auf einen anderen Rohstoff und optimierte Verfahren könnte für die Umwelt viel bewegen. Bisher hält erdölbasierte Kunststofffolie alle Einzelteile auf einer Palette sicher fest und sorgt dafür, dass auch bei einer Notbremsung nichts verrutscht. Der eindeutige Nachteil: Als Einwegverpackung ist sie ein großer Müllfaktor. Gelangt der Kunststoff ins Meer, dauert es bis zu 400 Jahre, bis er sich auflöst. Diesen zwei Faktoren tritt das Forschungsprojekt EFFIE wirksam entgegen.

Eine Idee für die Praxis

Betrachtet man die Abläufe in Industrie und Handel genauer, offenbart sich die Stretchfolie als vielversprechender Hebel für Einsparung und Recycling. Überall dort, wo keine Mehrwegbehälter eingesetzt werden, ist Kunststofffolie vertreten. Beim Umwickeln der Palette wird die Folie bis zu 400 % gedehnt, anschließend zieht sie sich zusammen, und ein fester Verbund entsteht. Gemeinsam mit den Partnern Pamminger Verpackungstechnik, Montanuniversität Leoben, Technische Universität Wien und Lenzing Plastics betrachtet Fraunhofer Austria alle Ebenen für eine Optimierung: Wo lässt sich Verpackung bereits vor dem Verwenden vermeiden? Welches Material kann uns aus der Abhängigkeit von Erdöl befreien? Wo kann sie mit dem gleichen Effekt effizienter eingesetzt werden? Wie viel Material lässt sich mit einem besseren Wickelkonzept auf technischer Ebene einsparen?

Kunststoffersatz auf Milchsäure-Basis

Entscheidend für den Erfolg des neuen Ansatzes ist die Wahl der richtigen Materialzusammensetzung. Im ersten Schritt wurden über 40 Materialien gescreent, die für eine derartige Folie geeignet sind. Nach einer umfangreichen Werkstoffprüfung im angewandten Verfahren wurden die vier vielversprechendsten Kandidaten identifiziert. Die vier Mischungen, darunter Polylactid (PLA ist ein milchsäurebasierter Kunststoffersatz), erfüllen alle grundsätzlich die gewünschten Kriterien in Bezug auf Recyclingfähigkeit und Kompostierbarkeit. In der TU-Pilotfabrik Seestadt können mit einer Anfang September 2022 eigens dafür angelieferten Anlage Zusammensetzungen und Abläufe in einer umfangreichen Versuchsreihe nach allen Kriterien für die Anwendung geprüft werden.

Gesellschaftlichen Nutzen fördern

Will man aktuelle Stretchfolie durch ein besseres System ersetzen, ist eine große, gemeinsame Anstrengung erforderlich. Heutige Folien sind seit mehr als 30 Jahren am Markt. Sie sind günstig, optimiert und so gut wie überall verfügbar. Jede Alternative, so gut sie theoretisch auch sein mag, beginnt bei null und muss sich in Zukunft erst bewähren. Materialentwicklung, Maschinenbau und weitere logistische Komponenten, wie ein weitreichendes Sammelsystem sowie ein kompetitiver Preis, gehen Hand in Hand. Paul Anton Schindler, Forschungskoordinator für Logistik und Supply Chain Management bei Fraunhofer Austria, setzt auf schlagkräftige Konsortien für die Umsetzung. Er unterstreicht dabei auch die Rolle der Fördergeber: „Die FFG geht mit Themenfeldern in die richtige Richtung für die großen gesellschaftlichen Herausforderungen.“

Nachhaltige Produktion und Logistik

EFFIE bietet einen vielversprechenden Ansatz für eine große Wirkung. Aktuell sieht man sich auf einem sehr guten Weg. Mit Projektende zum Jahresende 2022 soll der gesamte Kreislauf bewertbar gemacht werden, kommende Fragestellungen zeigen sich dabei schon deutlich. Wie man biobasierte von ölbasierten Kunststoffen besser trennen kann, wie sich das verwendete Material wieder als Primärrohstoff einsetzen lässt und wie man den Kompostierungsprozess optimieren kann, wird sich in Handlungsempfehlungen am Ende des Projekts manifestieren.

Kontakt zum Projektteam

Dipl.-Ing. Paul Anton Schindler
Fraunhofer Austria Research GmbH
E-Mail: paul.schindler@fraunhofer.at
https://www.fraunhofer.at