Dr. Eduard Stefan
KinCon biolabs GmbH
Tel.: +43 512 507 57535
E-Mail: office@kincon-biolabs.eu
Web: https://kincon-biolabs.eu
#SuccessStory: KinCon lässt Medikamenten-Forschung aufleuchten
Das Innsbrucker Biotechnologie-Start-up KinCon biolabs entwickelt ein Verfahren, das die Medikamentenforschung entscheidend verbessern kann. Bereits auf Zellebene lässt sich voraussagen, welcher Wirkstoff-Kandidat in der Medikamentenentwicklung das größte Potenzial besitzt. Zeitgleich können auf eine spezifische Mutation ausgerichtete Therapiekonzepte für unterschiedliche Krebsarten und andere Krankheiten konzipiert werden.
Gerade für die Krebsforschung ist das neu entwickelte Verfahren von großer Bedeutung. Hier lassen sich zielgerichtet und effizient die besten Wirkstoffkombinationen erschließen. Will man beispielsweise wissen, ob zugelassene Hautkrebs-Medikamente auch gegen entsprechend mutierte Kinase-Proteine bei Lungenkrebs funktionieren, dann kann KinCon biolabs deren Wirksamkeit bereits im Reagenzglas analysieren.
Deutliche Einsparung und erfolgreichere Medikamente als Ziel
Um die Tragweite der Entwicklung zu verstehen, müssen wir tiefer in die Zelle eintauchen. Kinasen fungieren als molekulare Schalter und steuern mannigfaltige Prozesse im Körper. Durch Mutationen bestimmter Kinasen entstehen Krankheiten wie Krebs oder Morbus Parkinson. Mutationen verändern die Struktur der Kinasen und verhindern, dass sie ihre physiologischen Aufgaben erfüllen können.
Schema der von KinCon entwickelten Messung der Kinase-Aktivität. Grafik: KinCon biolabs
Mit einem so simplen wie genialen Trick schafft es KinCon biolabs, die Kinase-Aktivität in der Zelle durch die Verwendung von Biosensoren zu messen: Zwei Fragmente eines leuchtfähigen Enzyms (‚biolumineszentes Luziferaseenzym‘) werden an die Kinase mit der Mutation gehängt. Ist dieses Protein aktiv, bleibt es geöffnet und die beiden Enden sind voneinander entfernt. Fügt man nun einen geeigneten Medikamentenwirkstoff hinzu, wird das Protein inaktiviert, die Enden bewegen sich aufeinander zu und die beiden Enzymfragmente beginnen zu leuchten. Je wirksamer der zugesetzte Stoff, umso stärker die entwickelte Lichtleistung. Über die Lichtveränderung lassen sich potenzielle Medikamentenkandidaten bereits in der Zellkultur auf deren Wirksamkeit testen.
Von der universitären Forschung zum Unternehmen
Entwickelt wurde die neue Biosensor-Technologie vom Forschungsteam um Eduard Stefan am Institut für Biochemie der Universität Innsbruck. Mit Unterstützung eines Spin-off-Fellowships der FFG wurde das Projekt 2019 unter dem Namen KinCon biolabs (eine Ableitung von Kinase Conformations) auf unternehmerische Beine gestellt und 2022 als Spin-off mit der Universität Innsbruck gegründet. Eduard Stefan unterstreicht, wie wichtig der richtige Anschub für Projekte dieser Art ist: „Ohne das FFG-Programm würde es KinCon biolabs in dieser Form nicht geben.“ Die finanzielle Förderung erhält die Unabhängigkeit, die persönliche Unterstützung öffnet Türen und Möglichkeiten. BioNTech-Mitgründer Christoph Huber, der als FFG-Fellowship-Berater fungierte, von KinCon biolabs hat mit seiner Expertise viel zum Erfolg der Ausgründung beigetragen. Sein Ratschlag, sich in der ersten Phase klar zu fokussieren, war dabei ebenso hilfreich wie sein Netzwerk, das dem Start-up den ersten Auftrag einer international agierenden Pharmafirma sicherte. Die Zusammenarbeit mit der FFG hat sich ebenfalls als sehr fruchtbar dargestellt. Sie hat aus Universitätsangestellten echte Entrepreneure gemacht und erwies sich als Inkubator für diese spezielle Technologie.
Auf dem Weg zu besseren Therapiekonzepten
Die zum Patent angemeldeten Biosensoren helfen dabei, die kosten- und zeitintensive Suche nach neuen Medikamenten zu beschleunigen. Aktuell muss man rund 1 Milliarde Euro und 15 Jahre für die Entwicklung eines Medikamentes veranschlagen. Gezielte Forschung auf der Zellebene sollte den Prozess und die Auswahl des vielversprechendsten Medikamentenkandidaten deutlich beschleunigen.
Das Team von KinCon biolabs mit den Gründern Eduard Stefan und Philipp Tschaikner (vorne Mitte). Foto: Gregor Hofbauer
Zusätzlich konzentriert sich das Unternehmen aktuell auf die Suche nach einem Wirkstoffkandidaten gegen Morbus Parkinson, eine Krankheit, die einen von hundert Menschen über 60 betrifft. Im Gegensatz zur Krebsforschung, bei der Medikamente entwickelt werden, die permanent aktive Kinasen blockieren, muss hier der Wirkstoff den mutierten molekularen Schalter wieder anregen. Ein deutlich schwierigerer Prozess. Das junge Tiroler Unternehmen wird nun systematisch Bibliotheken von Wirkstoffkandidaten analysieren, mit dem Ziel, ein neuartiges Medikament gegen Morbus Parkinson zu entwickeln.
Die KinCon biolabs Gründer Eduard Stefan und Philipp Tschaikner sind überzeugt, dass sie mit dem entwickelten Verfahren ein starkes Tool geschaffen haben. KinCon-Biosensoren eröffnen ganz neue Möglichkeiten für die moderne Medizin.