Förderprogramm: | Horizon 2020 |
Projekttitel: | MIrreM – Measuring Irregular Migration and Related Policie |
Förderlinie: | Cluster 2 Transformations |
Projekttyp: | CSA |
Projektkosten: | 3,42 Mio. € |
davon EU-Förderung: | 2,79 Mio. € |
Projektstart: | 01.01.2022 |
Projektende: | 30.09.2025 |
Projektkoordinator: | Organisation: Universität für Weiterbildung Krems Koordinator: Albert Kraler e-mail: albert.kraler@donau-uni.ac.at |
Weitere österreichische Projektpartner: | Internationales Zentrum für Migrationspolitikentwicklung (ICMPD |
Weitere internationale Projektpartner: | Universität für Weiterbildung Krems (Österreich) Assoziierte Partner |
Projektwebsite: | https://www.irregularmigration.eu |
Social Media: | LinkedIn: https://www.linkedin.com/company/mirrem/ X (Twitter): https://twitter.com/MIrreM_project |
#SuccessStory: MIrreM - Eine solide Evidenzbasis für den Umgang mit irregulärer Migration
Wie mit irregulärer Migration umgegangen werden soll, ist ein die Gesellschaft polarisierendes Thema. Dabei sind die im Fokus der Öffentlichkeit stehenden Fälle nur der allgemein sichtbare Teil des Phänomens.
Erst wenn man irreguläre Migration in ihrer Komplexität und in der Vielfalt ihrer Formen erfasst und damit auch ihre tatsächliche Dimension bemessen hat, eröffnen sich evidenzbasierte politische Lösungen. Das europäische Forschungsprojekt MIrreM, koordiniert von der Universität für Weiterbildung Krems, erarbeitet dazu die Grundlagen.
Der Kontext
Irreguläre Immigration ist ein Thema, das den politischen Diskurs dominiert und dabei in zunehmenden Maß die Gesellschaft polarisiert. Statistiken zu irregulären Grenzübertritten, Aufgriffen von Migrant:innen auf See oder Asylanträgen, die als Indikator irregulärer Migration (miss)verstanden werden, zeigen aber nur eine, die sichtbare Facette irregulärer Migration. Deren komplexe Realität und wahre Dimension wird durch diesen politischen Fokus verschleiert. Tatsächlich sind viele Migrant:innen ohne regulären Status, aber legal eingereist und wurden aus anderen Gründen irregulär. Umgekehrt haben Geflüchtete kaum Möglichkeiten der legalen Einreise, selbst wenn sie legitime Fluchtgründe vorbringen können. Die irreguläre Einreise allein bedeutet eben keineswegs einen irregulären Aufenthalt. Politisch umstritten ist, inwieweit irreguläre Migrant:innen Zugang zu bestimmten Grundrechten und damit verbundenen Leistungen haben sollten oder ob ihr Status unter bestimmten Voraussetzungen „regularisiert“ werden kann. Die Größenordnung des Phänomens spielt dabei häufig eine Rolle.
Migrationspolitik auf eine fundierte Evidenzbasis zu stellen, ist Ziel des europäischen Forschungsprojekts MIrreM. Im Zentrum steht dabei die Erarbeitung eines akkordierten Grundverständnisses, wie sich der Status der Irregularität definiert und in welchen verschiedenen Typologien er sich spezifizieren lässt. Auf dieser Basis lässt sich zum einen die tatsächliche Population irregulärer Migrant:innen besser quantifizieren. Zum anderen können daraus politische Optionen entwickelt werden, um Migrant:innen auch einen Ausweg aus der Irregularität zu eröffnen.
Das Projekt
Das Forschungsprojekt MIrreM stellt sich der Aufgabe, zwei Handbücher zu erarbeiten: eines zur Verbesserung der Messmethoden zu irregulärer Migration, ein zweites zur Entwicklung von Politikoptionen für die Regularisierung eines irregulären Aufenthalts von Migrant:innen. Damit soll eine evidenzbasierte Politikgestaltung im Umgang mit irregulärer Migration unterstützt werden.
Dazu setzt sich MIrreM vier Ziele:
- die Datenlage zu irregulärer Migration verbessern
- die Stakeholder in dem Politikfeld vernetzen und zu einem verstärkten Wissenstransfer beitragen
- die Qualität von Politikmaßnahmen erhöhen, sowohl jene zur Verbesserung der Datenlage als auch jene gegenüber irregulären Migrant:innen
- Umsetzbare Vorschläge zur besseren Erfassung der Größenordnung bzw. der Charakteristika der Bevölkerung mit irregulärem Aufenthalt entwickeln sowie realistische Lösungen zur Regularisierung von irregulären Aufenthaltsverhältnissen zu entwickeln
Als empirische Basis analysiert MIrreM Schätzungen und statistische Indikatoren zu irregulärer Migration sowie damit zusammenhängende Politiken in 20 Ländern in Europa, Nordamerika und Nordafrika.
Ausgangspunkt des Projekts ist eine neue Konzeptionalisierung von irregulärer Migration, die verschiedene Kategorien von Migrant:innen mit prekärem Aufenthaltsstatus berücksichtigt. Mit diesem Konzeptansatz untersucht das Konsortium den politischen und rechtlichen Rahmen von Irregularität, prüft die Nutzung von gegebenen Daten zu irregulärer Migration und lotet zusätzliche Datenbedarfe aus. Mithilfe mehrerer koordinierter Pilotprojekte werden neue und innovative Methoden zur Messung irregulärer Migration entwickelt.
Auf der Grundlage einer umfassenden Bestandsaufnahme der politischen Praktiken in der EU sowie detaillierter Fallstudien werden dann „Szenarien zur Regularisierung" entwickelt. Darin werden die Bedingungen herausgearbeitet, unter denen die Regularisierung zuvor irregulärer Aufenthaltsverhältnisse als politische Option in Betracht kommen.
Neben den Forschungszielen besteht eine der Hauptaufgaben des Projekts darin, Stakeholder einzubinden, die sich mit Fragen der irregulären Migration in der gesamten EU befassen, darunter NGO‘s, Dienstleister, von Migrant:innen geführte Organisationen, Forscher:innen und politische Entscheidungsträger:innen auf lokaler, nationaler und EU-Ebene. Sie werden in die Forschung einbezogen, um ihre Bedürfnisse zu berücksichtigen, und sollen ihrerseits die Ergebnisse des Projekts in ihre Arbeit einfließen lassen.
Die Rolle der österreichischen Partner
Albert Kraler am Department für Migration und Globalisierung der Universität für Weiterbildung Krems (UWK) koordiniert das Projekt. Zudem leitet die UWK ein Arbeitspaket zur konzeptionellen Grundlegungen sowie eines zu Regularisierungspolitiken. Der Koordinator des Projekts - Albert Kraler - bringt langjährige Forschungserfahrungen zu Irregularität und Regularisierung mit ein.
Das Projekt profitiert auch von früheren Kooperationen und der engen Anbindung an das Forschungsnetzwerk IMISCOE.
Der Mehrwert eines EU-Projekts
„Ein zentrales Plus von EU-Projekten ist die Größenordnung: Wir hätten etwa in anderen Formaten nie eine derartitig hohe Zahl von Ländern analysieren können. Zudem erlauben EU Projekte große länderübergreifende Teams und damit auch die Mobiliiserung sehr unterschiedlicher Expertise“, erklärt Projektkoordinator Albert Kraler. „Den Anforderungen etwa in Bezug auf Datenmangement, Ethik oder Wissensvermittlung zu entsprechen, ist herausfordernd, beschert aber auch zahlreiche Lerneffekte und Impulse über den eigentlichen Forschungsinhalt hinaus.“
Projektkoordinator Albert Kraler
Foto: SkokanitschFotografie