Österreichisches Ökologie-Institut
Gabriele Mraz, Leiterin Gesellschaft, Wissenschaft, Technologie
Tel.: +43 6991 523 61 31
E-Mail: mraz@ecology.at
https://ecology.at
#Success-Story: Survival-Tipps mit Sozialdimension
Nicht nur private Haushalte sind in Österreich oft mangelhaft auf Versorgungskrisen vorbereitet, auch Community-Organisationen könnten sich besser für Blackouts oder die Folgen von Atomunfällen wappnen. Nach dem FFG-geförderten Projekt „Survival Kit @ Home“ richtet sich das Projektkonsortium mit dem Folgeprojekt „Krise mit Plan!“ an Organisationen des Pflege- und Sozialbereichs.
„Ich beschäftige mich seit Ende der 1980er-Jahre mit dem Strahlenschutz und der Vorbereitung auf AKW-Unfälle und stoße damit in meinem privaten Umfeld immer wieder auf taube Ohren“, sagt Projektleiterin Gabriele Mraz. „Aber klar, es ist ein schwieriges Thema – nicht geeignet, die Stimmung zu heben.“ Angesichts überalterter AKWs in Österreichs Nachbarländern und steigendem Blackout-Risikos hat das Österreichische Ökologie-Institut von 2019–21 im FFG-geförderten Projekt „Survival Kit @ Home“ die private und kooperative Krisenversorgung in Österreich unter die Lupe genommen und Empfehlungen erarbeitet. Projektpartner waren die Gender- und Diversitätsexpertin Roswitha Hofmann („uebergrenzendenken“), die Johanniter Österreich Ausbildung und Forschung gGmbH sowie die Youtoo GmbH.
Topp-Tipp: Rechtzeitig vorsorgen!
Der wichtigste Tipp der Krisen-Expertin: „Vorrangig ist nach wie vor die Vorbereitung. Das ist für Privatpersonen das Um und Auf.“ Wer erst dann einkaufen gehe, wenn ein schwerer AKW-Unfall bekannt wird, vertue wertvolle Zeit. Vor allem, wenn die Sirenen in der Nacht oder am Wochenende aufheulen. Besser, man hat die benötigten Medikamente und Vorräte gleich zur Hand. „Bei einem Blackout ist das noch viel wichtiger, denn der Strom fällt plötzlich aus, und der Ausfall kann Tage andauern“, sagt Gabriele Mraz: „Geschäfte bleiben zu, auch die Kommunikationssysteme fallen aus, man kann niemanden mehr anrufen. Dann muss man improvisieren, um den Kontakt mit nahestehenden Menschen aufrechtzuerhalten.“
Mit einem Planspiel wurden bei "Survival Kit @ Home" mit Stakeholdern alle Eventualitäten für einen möglichen Krisenfall durchgespielt. Foto: Johanniter Österreich Ausbildung und Forschung gGmbH
Soziales Umfeld im Mittelpunkt
Anders als bei Teilen der sogenannten Prepper-Bewegung, wo die Krisenvorsorge oft mit der Frage verknüpft ist, wie man sich im Fall des Falles die Mitmenschen effizient vom Leibe hält, stand beim Projekt „Survival Kit @ Home“ ganz bewusst der Mensch in seinem sozialen Umfeld im Blickpunkt. Ein besonderes Augenmerk wurde auf jene Personen gerichtet, die bei einer Krise besondere Unterstützung benötigen, allen voran Kinder und Alte. Und weil deren Betreuung zum überwiegenden Teil an Frauen hängt, rückte die Gender-Perspektive in den Vordergrund: Wie wappnet man sich als Betreuerin oder Betreuer am besten für einen AKW-Unfall, wie für ein Blackout? Was können Privathaushalte tun, um sich und andere durch eine Krise zu bringen? Was können Hausverwaltungen beitragen, aber auch Nachbarschaftszentren, Organisationen des Pflege- und Sozialbereichs und Community-Vereinigungen, wie z. B. für Gehörlose? – Aktuelle Tipps und Informationen, die auf die verschiedenen Zielgruppen abgestimmt sind, stehen unter https://ecology.at/survival_kit_at_home.htm zum Download bereit. Auch dass es während einer Krise Lücken in der Kommunikation zwischen staatlichen und privaten Stellen gibt, zeigte sich dem Projektteam schon vor Corona. Diese Lücken zu schließen, war Thema von Round-Table-Gesprächen mit Stakeholdern.
Folgeprojekt „Krise mit Plan!“ für Organisationen
Im Mai 2022 startete das Folgeprojekt „Krise mit Plan“ unter Federführung der Johanniter Österreich Ausbildung und Forschung gGmbH. „Dabei werden wir uns auf Organisationen im Pflege- und Sozialbereich konzentrieren“, erklärt Gabriele Mraz. Denn: „Bei ‚Survival Kit @ Home‘ haben wir bemerkt, dass Betreuungsorganisationen, die mit der privaten Vorsorge verknüpft sind, sich stärker vorbereiten müssten. Wenn sie nicht vorbereitet sind, ist das ein doppeltes Problem, weil sich die betreuten Menschen – im Vertrauen darauf, dass ‚ihre‘ Organisation weiter funktioniert – etwas erwarten, was unter Umständen gar nicht geleistet werden kann.“ Man müsse sich im Vorfeld überlegen: „Was kann ich anbieten als Organisation, was geht nicht mehr – und wie müssten sich meine Klienten und Klientinnen darauf vorbereiten?“
Als weiteres Folgeprojekt bietet das Projektteam Organisationen der Nachbarschaftshilfe Workshops zur Unterstützung bei ihrer Krisenvorbereitung an.
FFG-Förderung essentiell
Da das Projektkonsortium keine Basisförderung der öffentlichen Hand erhält, sind die FFG-Förderungen essentiell, um diese gesellschaftlich wichtigen Projekte umzusetzen. Die Förderabwicklung durch die FFG sieht Gabriele Mraz positiv. „Wir hatten schon mehrere Forschungsprojekte. Wenn man einmal das System versteht, ist es leicht, einzureichen.“ Auch bei begründeten Änderungen im Projektverlauf – das Team musste wegen der Lockdowns das geplante Forschungsdesign von „Survival Kit @ Home“ vollkommen neu ausrichten – habe sich die FFG äußerst verständig und entgegenkommend gezeigt.
Krisenvorsorge ist ein extrem wichtiges Thema
Der Ukrainekrieg und drohende Energie-Engpässe verdeutlichen auf drastische Weise, dass man die Krisenvorbereitung nicht weiter auf die lange Bank schieben sollte. Gabriele Mraz: „Wir glauben nach wie vor, dass die Vorbereitung – auch wenn es ein unangenehmes Thema ist – extrem wichtig ist.“