Archiv - Informationen nicht mehr aktuell

#Success Story: SiMAX zeigt, was sich nicht hören lässt

Wir alle kennen das Geräusch von Fußgängerampeln oder den Treppenlift für Rollstuhlfahrer. Während es zum Abbau von Barrieren bereits viele Maßnahmen gibt, sind gehörlose Menschen immer noch mit erheblichen Sprachbarrieren konfrontiert. Dank SiMAX wird die Welt für Gehörlose ein bedeutendes Stück zugänglicher: Der Avatar zur Übersetzung von Information in Gebärdensprache wurde vom österreichischen Unternehmen SignTime entwickelt – zunächst mit Mitteln aus der FFG-Basisförderung, dann im Rahmen eines "Horizon 2020"-Projekts. "Dank der Förderung können wir nun die sechs gebräuchlichsten Gebärdensprachen der EU entwickeln", so Projektkoordinator Georg Tschare.

Die Muttersprache von Gehörlosen ist die Gebärdensprache. Da sie nie Lautsprache gehört haben, ist ein geschriebener Text für sie oft schwer verständlich. SiMAX, der Avatar für Gebärdensprache, zeigt gehörlosen Menschen, was sie nicht hören können und macht damit Inhalte für sie barrierefrei.

Das interdisziplinäre SignTime-Team
Quelle: SignTime

Interdisziplinäres Team baut Barrieren ab
Es gibt nicht DIE Gebärdensprache – Gebärdensprachen sind mindestens ebenso komplex wie Lautsprachen und es gibt verschiedene Dialekte. Videos in Gebärdensprache sind für gehörlose Menschen natürlich eine große Unterstützung, allerdings teuer und aufwändig in der Produktion. Das war der Ausgangspunkt für das in Wien ansässige Unternehmen SignTime, das aktuell 15 MitarbeiterInnen, von denen sechs gehörlos sind, beschäftigt. "Wir sind ein hochmotiviertes Team, das daran arbeitet, die Welt für gehörlose Menschen barrierefrei zu machen", so Projektkoordinator Georg Tschare. Er hat mit seinem interdisziplinären Team, zu dem Übersetzer für Gebärdensprache, Linguistik-Experten, 3D-Animatoren, Programmierer und Kommunikationsprofis zählen, einen Avatar entwickelt, der technologisch einzigartig und kostengünstiger in der Produktion ist. Damit werden wichtige Informationen für gehörlose Menschen zugänglich, das ist auch ein wichtiger Beitrag zur Förderung der Inklusion und des sozialen Zusammenhalts.

 

A post shared by Sign Time GmbH (@simax_avatar) on

Wie funktioniert SiMAX?
SiMAX ist eine Software, die einen gesprochenen oder geschriebenen Text in Gebärdensprache übersetzt. Die Übersetzung wird dabei von einem digitalen, animierten Avatar gebärdet und steht als Videoclip zur Verfügung. Zunächst erstellt SiMAX einen Übersetzungsvorschlag. Die Software bedient sich dabei einer lernenden Datenbank, in der alle bisherigen Übersetzungen gespeichert sind. Dieser Übersetzungsvorschlag wird dann von gehörlosen Übersetzern geprüft und bei Bedarf adaptiert. Übersetzt werden verschiedenste Inhalte wie Websites, Filme, TV-Sendungen, Museumsführungen und Bürgerinformationen aber ebenso lebenswichtige Informationen wie etwa in Beipackzetteln für Medikamente. Die Aktualisierung von Informationen ist einfach und kostengünstig möglich und das Aussehen des Avatars kann entsprechend den Anforderungen (zum Beispiel länderspezifisch) adaptiert werden. SiMAX ist dabei der einzige 3-D animierte Avatar mit ausreichend hoher Qualität von Gesichtsausdruck und Körpersprache – wesentliche Voraussetzungen für die grammatikalische Klarheit und den emotionalen Ausdruck in der Gebärdensprache.

EU-Mittel für disruptive Innovation
Bei SiMAX handelt es sich um eine disruptive Innovation, die im EU-Forschungsrahmenprogramm "Horizon 2020" im Zuge des hoch kompetitiven "KMU-Instruments" für innovative kleine Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial gefördert wird. Im EU-Projekt, das aus zwei Phasen besteht und gesamt rund 1,15 Millionen Euro Förderung erhält, wird die Technologie bis zur Marktreife und für die Großserienproduktion weiterentwickelt. Dank der Förderung im Rahmen von "Horizon 2020" kann SignTime die sechs gebräuchlichsten Gebärdensprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Polnisch) der Europäischen Union entwickeln. Mittels Business Coaches erhält SignTime zudem strategische Unterstützung bei der Markteinführung und Zugang zu wichtigen Marktakteuren in Europa.

Projektkoordinator Georg Tschare
Fotocredit: Fotografie Manfred Burger

Umfassende Unterstützung durch FFG und EEN
"Begleitende Serviceleistungen der FFG und von Enterprise Europe Network helfen uns bei der internationalen Vernetzung mit Kooperationspartnern und Investoren", so Koordinator Tschare. Die FFG hat SignTime zunächst im Rahmen der Basisprogramme gefördert und dann für das "Horizon 2020"-Projekt mit Beratung und Proposal-Checks bei der Antragstellung unterstützt. Das Enterprise Europe Network (EEN), dessen Mitglied die FFG ist, stand SignTime bei der Suche nach einem Business-Coach zur Seite, mit dem Georg Tschare und sein Team dann die Marktstrategie weiterentwickelt und potenzielle Kunden identifiziert und getroffen haben. "Darüber hinaus haben wir über EEN und das Ideal-ist Netzwerk Partner für gemeinsame europäische Projekte gefunden", so Tschare. "Mit der FFG haben wir einen wertvollen Partner für sämtliche Fragen zu Förderungen, Innovation und internationalen F&E-Projekten."

"Horizon 2020": Rund 75 Milliarden Euro für Forschung und Innovation
Das EU-Forschungsrahmenprogramm "Horizon 2020" ist das weltweit größte, transnationale Programm für Forschung und Innovation. Rund 75 Milliarden Euro stehen im Zeitraum 2014 bis 2020 zur Verfügung. Die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG stellt als Nationale Kontaktstelle (National Contact Point, NCP) ein umfassendes Beratungs- und Informationsangebot zur Verfügung. Diese Maßnahmen werden von mehreren Ministerien (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung/BMBWF, Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort/BMDW, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie/BMVIT und weiteren) und der Wirtschaftskammer Österreich finanziert.

Kontakt

DI Andrea KINDLER MSc
DI Andrea KINDLER MSc
T 0043577554501

FACT BOX

FACT BOX

Projekttitel: SiMAX – der Avatar für Gebärdensprache

Förderprogramm: "Horizon 2020" (KMU-Instrument, Phase 1 und Phase 2)

 

Phase 1: SiMAX – Translation machine for sign language

Projektstart: 01. Februar 2015

Projektende: 31. Juli 2015

Projektkosten: rund 71.500 Euro, davon EU-Förderung: 50.000 Euro

 

Phase 2: SiMAX – The Sign Language Avatar

Projektstart: 01. September 2017

Projektende: 31. August 2019

Projektkosten: rund 1,56 Millionen Euro, davon EU-Förderung: 1,09 Millionen Euro

 

Projektkoordinator: Georg Tschare, SignTime GmbH

Kontakt:
SignTime GmbH
Schottenring 33
1010 Wien