Das am Campus Vienna Biocenter angesiedelte Unternehmen Eveliqure Biotechnologies arbeitet in einem "Horizon 2020"-Projekt mit vier weiteren Partnern an einem neuartigen Impfstoff gegen zwei hartnäckige Bakterien.
Täglich sterben laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 2.000 Kinder an Durchfallerkrankungen – mehr als an AIDS, Malaria und Masern zusammen. Zudem leiden bis zu 50 Prozent der Reisenden in Entwicklungsländern an Durchfall. Die Hälfte aller bakteriell verursachten Durchfallerkrankungen wird von zwei Bakterien (Shigella und ETEC) ausgelöst, für die es bis heute keinen Impfstoff gibt. Hier setzt das Projekt SHIGETECVAX an, das von der FFG unterstützt und im EU-Forschungsrahmenprogramm "Horizon 2020" (als eines der ersten Projekte im Lump Sum Funding Pilot) gefördert wird. Dem Konsortium gehört das Wiener Unternehmen Eveliqure Biotechnologies an, das umfangreiche präklinische Daten in das Projekt einbringt. Ziel ist die Entwicklung eines Durchfallimpfstoffes, der sowohl für Bevölkerungsgruppen in besonders betroffenen Ländern geeignet und leistbar ist, als auch Reisende schützen kann.
Die Impfstoffexperten der Eveliqure Biotechnologies GmbH sind den hartnäckigen Bakterien schon länger auf der Spur und haben in den vergangenen fünf Jahren den Impfstoff ShigETEC entwickelt, der oral verabreicht wird und umfassend gegen alle Shigella-Arten sowie gegen ETEC schützen soll. Im "Horizon 2020"-Projekt, das im September 2019 gestartet wurde, wird nun die klinische Entwicklung des Impfstoffes vorangetrieben.
Das SHIGETECVAX-Konsortium vereint weltweit führende Impfstofforganisationen und hat die Chance, die umfangreiche Expertise zu bündeln. Das Arbeitsprogramm umfasst die Herstellung von klinischem Prüfmaterial, erste Tests auf Sicherheit und Immunogenität an Erwachsenen sowie eine Studie, um die natürliche Immunantwort auf die Impfstoffantigene zu untersuchen. Weiters will das Konsortium eine Machbarkeitsstudie zu Impfstoffformulierungen durchführen, die speziell auf Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen zugeschnitten sind. Dabei geht es auch um die günstige Herstellung des Impfstoffes. Betreffend Sicherheit des Impfstoffs in endemischen Populationen sind ebenso Studien geplant.
Fünf Partner aus fünf Ländern
Das Projekt wird koordiniert von der am Universitätsklinikum Heidelberg angesiedelten European Vaccine Initiative, insgesamt umfasst das Konsortium fünf Partner aus fünf Ländern. Als industrieller Partner ist das Wiener Unternehmen Eveliqure Biotechnologies GmbH an Bord.
Das SHIGETECVAX-Konsortium im Überblick:
- European Vaccine Initiative, Deutschland (Koordinator)
- Eveliqure Biotechnologies GmbH, Österreich
- Universität Göteborg, Schweden
- International Center for Diarrhoeal Disease Research Bangladesh, Bangladesch
- PATH (Global Health Organization), USA
Das SHIGETECVAX-Konsortium arbeitet an einem ambitionierten Vorhaben.
Fotocredit: SHIGETECVAX consortium
"Mit Unterstützung der europäischen Forschungsmitteln können wir unser führendes Programm ShigETEC durch Erststudien am Menschen vorantreiben", so Gábor Somogyi, CEO Eveliqure Biotechnologies GmbH. "'Horizon 2020' hilft uns somit auf unserer Mission, innovative medizinische Lösungen bereit zu stellen und damit zur Verbesserung der Lebensqualität für zahlreiche von Durchfall betroffene Kinder und Erwachsene in vielen Gebieten der Welt beizutragen." Das Projekt ermöglicht es Eveliqure zudem, mit weltweit führenden Impfstoffinstituten zusammenzuarbeiten und auf deren ergänzende Expertise zurückzugreifen.
"Horizon 2020": Rund 75 Milliarden Euro für Forschung und Innovation
Das EU-Forschungsrahmenprogramm "Horizon 2020" ist das weltweit größte, transnationale Programm für Forschung und Innovation. Rund 75 Milliarden Euro stehen im Zeitraum 2014 bis 2020 zur Verfügung. Die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG stellt als Nationale Kontaktstelle (National Contact Point, NCP) ein umfassendes Beratungs- und Informationsangebot zur Verfügung. Diese Maßnahmen werden von mehreren Ministerien (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung/BMBWF, Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort/BMDW, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie/BMVIT und weiteren) und der Wirtschaftskammer Österreich finanziert.