In einer von der Meduni Innsbruck koordinierten COST-Aktion sammeln Forscher systematisch Daten zu menschlichem Gewebe und Zellen, um Erkrankungen besser diagnostizieren zu können.
Mitochondrien sind winzige Gebilde innerhalb einer Zelle und gelten als "Energiefabriken". Im Rahmen der von der Medizinischen Universität Innsbruck koordinierten COST-Aktion MitoEAGLE sind Forscherinnen und Forscher den mitochondrialen Funktionen auf der Spur und untersuchen sie in Zusammenhang mit Evolution, Alter, Geschlecht, Lebensstil und Umwelt. Mit Unterstützung der FFG wurden dabei Mittel aus COST (European Cooperation in Science and Technology) eingeworben und durch das Programm zur Forschungszusammenarbeit in Europa wird es ermöglicht, das notwendige Netzwerk aufzubauen. Mehr als 450 Mitglieder aus über 50 Ländern sind bereits dabei und wollen gemeinsam dazu beitragen, mitochondriale Defekte wie Typ-II-Diabetes, neurodegenerative Erkrankungen und mehrere Krebsformen besser diagnostizieren zu können.
Starkes Netzwerk ermöglicht umfassenden Datenbestand
Evolution, Alter, Geschlecht, Lebensstil und Umwelt – all diese Aspekte beeinflussen die mitochondrialen Funktionen und Erkrankungen von menschlichem Gewebe und Zellen. Je mehr Wissen es darüber gibt, desto besser können Diagnose- und in Folge auch Therapiemöglichkeiten entwickelt werden. Um die umfassenden und komplexen Daten systematisch zu sammeln und aufzubereiten, braucht es ein starkes Netzwerk, das durch die COST-Aktion geknüpft wird: Die Forscherinnen und Forscher arbeiten an der Entwicklung von standardisierten Methoden, um einen nach einheitlichen Kriterien erhobenen Datenbestand der mitochondrialen Atmungsfunktion zu generieren – einen Katalog für mitochondriale Fitness! Dabei zählt MitoEAGLE bereits mehr als 450 auf e-COST registrierte Mitglieder in über 50 Ländern und rund 900 Mitglieder sind auf der MitoEAGLE-Webseite gelistet.
Das engagierte Netzwerk arbeitet an einem Katalog für mitochondriale Fitness.
Credit: COST Action 15203 MitoEAGLE
Aufbau von Forschungskapazitäten im europäischen Wissenschaftsraum
MitoEAGLE zielt darauf ab, neue Standards in der Erforschung der Beziehung zwischen mitochondrialer und physiologischer Leistungsfähigkeit zu etablieren, um die Vielzahl der Faktoren besser zu verstehen. Vereinheitlichte Standards werden definiert, die letztendlich zur Reproduzierbarkeit zwischen Labors beitragen und die Entwicklung von Datenbanken mitochondrialer Atemfunktionen in Spezies, Geweben und Zellen unterstützen. Das Projekt ermöglicht es, Forschungskapazitäten innerhalb des europäischen Wissenschaftsraums aufzubauen, die Vernetzung zwischen verschiedenen Forschungsgruppen zu initiieren und zu fördern und das Netzwerk bei Kommunikation, Ideenaustausch sowie Feedback zwischen und innerhalb der involvierten Gruppen zu unterstützten. Zusätzlich werden Forschungsprojekte von Netzwerk-Mitgliedern ergänzend durch lokale, nationale oder internationale Förderungen finanziert.
Messbar erfolgreich
Ein Faktor zur Messung des Erfolgs ist die Anzahl nationaler und internationaler Projekte, die durch MitoEAGLE-Mitglieder initiiert wurden und diverse Publikationen, die in den einzelnen Arbeitsgruppen entstanden und Ergebnis der MitoEAGLE-Events sind. Das größte MitoEAGLE-Manuskript ist der "Mitochondrial respiratory states and rates"-Artikel, an dem 540 Autoren weltweit mitgewirkt haben. Dieser Artikel war Auslöser für die Implementierung des "MitoFit Preprint Archive"-Servers für mitochondriale Physiologie und Bioenergetik mit der Vision, eine Wissenschaftskommunikation zu entwickeln, die über die traditionelle Zeitschrift und Preprint-Publikation hinausgeht. Wissenschaftler der mitochondrialen Physiologie und Bioenergetik können sich der Preprint-Community anschließen, indem sie Manuskripte als Preprints einreichen.
Erich Gnaiger von der Medizinischen Universität Innsbruck koordiniert die COST-Aktion MitoEAGLE.
Credit: Oroboros Instruments
Wichtiger Meilenstein für verbesserte Diagnose
"MitoEAGLE stellt einen wichtigen Meilenstein dar, um mitochondriale Defekte wie Typ-II-Diabetes, neurodegenerative Erkrankungen und einige Krebsformen besser diagnostizieren zu können", sagt Erich Gnaiger von der Medizinischen Universität Innsbruck, Vorsitzender der COST Action MitoEAGLE. Er verfügt über wertvolle wissenschaftliche und technische Expertise, u.a. im Bereich der Diagnose von mitochondrialen Defekten. Als Initiator und Vorsitzender der "Mitochondrial Physiology Society" und als Gründer und CEO der Oroboros Instruments GmbH organisierte er bereits eine Vielzahl an internationalen Konferenzen und kann sein Wissen und Netzwerk mit professioneller Unterstützung durch das international aufgestellte Oroboros Instruments Team optimal im Sinne der COST-Aktion einsetzen.
COST – Unterstützung und Koordination von Forschungsinitiativen in Europa und weltweit
COST (European Cooperation in Science and Technology) ist neben dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation "Horizon 2020" (2014 – 2020) eine der wichtigsten Säulen der Förderung von Forschungszusammenarbeit in Europa und damit ein essentieller Baustein des Europäischen Forschungsraums. Durch COST-Aktionen werden thematisch offene Forschungsnetzwerke gefördert und auf diese Weise ein gemeinsamer Austausch sowie eine verbesserte Koordination von Forschungsaktivitäten inklusive der Verbreitung ihrer Ergebnisse ermöglicht. COST bietet außerdem die wertvolle Möglichkeit, jüngere Forscherinnen und Forscher in Netzwerke mit einzubeziehen und durch maßgeschneiderte Aktivitäten zu ihrer Weiterbildung beizutragen.