27 Partner aus 20 Ländern etablieren mit Unterstützung der FFG und europäischen Forschungsmitteln eine Plattform zur Mikrobiom-Forschung, die hohes Innovationspotenzial hat.
Mikrobiome bezeichnen im weitesten Sinn alle Mikroorganismen – von den hunderten Bakterien im menschlichen Darm bis hin zu jenen, die Tiere und Pflanzen besiedeln. Dementsprechend spielen Mikrobiome eine zentrale Rolle in Ökosystemen und werden umfassend erforscht, da sie hohes Innovationspotenzial für die weitere Verbesserung der Gesundheit von Mensch, Tier und Pflanze bieten. Das am AIT Austrian Institute of Technology koordinierte „Horizon 2020“-Projekt „MicrobiomeSupport“ hat zum Ziel, eine international anerkannte Plattform für die Erforschung von Mikrobiomen im Lebensmittel-System zu etablieren und langfristig auch zur globalen Bioökonomie beizutragen. Unter anderem wollen die 27 Partner aus 20 Ländern eine Datenbank aufbauen und die internationalen Aktivitäten bei der Erforschung und Nutzung von Mikrobiomen in der Ernährung verstärkt koordinieren.
Das noch relativ junge Forschungsfeld soll im Rahmen von MicrobiomeSupport mit verschiedenen Maßnahmen und Aktionen unterstützt werden: "Mit MicrobiomeSupport wollen wir einen wesentlichen Beitrag zu neuen Mikrobiom-Innovationen im Lebensmittelsystem und Lösungen für globale Herausforderungen leisten, indem wir F&I-Aktivitäten aufeinander abstimmen und relevante Maßnahmen mitentwickeln", erläutert Projektkoordinatorin Angela Sessitsch vom AIT. Ziel ist eine international anerkannte Plattform für Forschung und Innovation auf dem Gebiet "Food Systems Microbiomes" für verschiedene Stakeholder. Das Projekt ist dabei eng an die Aktivitäten des Internationalen Bioeconomy Forums (IBF) gebunden, um Synergien optimal zu nutzen.
Öffentlich zugängliche Datenbank
Um koordinierte Mikrobiom-Forschungs-Aktivitäten im Bereich Lebensmittel zu unterstützen, Kooperationen in verschiedensten Bereichen zu ermöglichen sowie um Förderinstrumente möglichst effizient zu gestalten, werden Empfehlungen für Forschungs- und Innovations-Strategien erarbeitet. Dazu werden laufende Aktivitäten, bereits bestehende Innovationen und Infrastrukturen sowie Förderprogramme in einer Datenbank zusammengefasst, die über die MicrobiomeSupport-Website öffentlich zugänglich ist. Basierend auf diesen Daten sowie einer Visionsanalyse mit verschiedensten Stakeholdern wird der weitere Bedarf erhoben.
Bewusstsein schaffen
Ein weiteres Arbeitspaket widmet sich methodischen und technischen Fragestellungen. Einerseits wird nach einer einheitlichen Mikrobiom-Definition gesucht, anderseits geht es um Themen wie Biobanking von Mikrobiomen und Mikrobiomdaten, Erarbeitung von Standards und Definition von Metadaten und Verknüpfung mit verschiedenen Ansätzen, um eine möglichst effiziente Nutzung von den immensen Datenmengen zu ermöglichen. Dem Team von MicrobiomeSupport ist es dabei auch sehr wichtig, die Aktivitäten zu kommunizieren – sowohl den Stakeholdern als auch einer breiten Öffentlichkeit, um Bewusstsein zu schaffen für die hohe Relevanz von Mikrobiomen in der Produktion von Lebensmitteln, der menschlichen Gesundheit sowie der Bioökonomie. Dazu wurde kürzlich auch eine #MicrobiomeAmbassador-Kampagne (https://www.microbiomesupport.eu/ambassadors/) gestartet.
Das engagierte Team von MicrobiomeSupport bei einem Treffen (März 2019, Wien).
Fotocredit: Andreas Moser
Länderübergreifende Vernetzung und Kooperation
MicrobiomeSupport wird von 27 Partnern aus 13 europäischen Ländern und sieben Ländern außerhalb Europas getragen:
- AIT Austrian Institute of Technology, Österreich (Koordination)
- Institut national de la recherche agronomique, Frankreich
- Agencia Estatal Consejo Superior de Investigaciones Científicas, Spanien
- Vlaams Gewest, Belgien
- Forschungszentrum Julich GmbH, Deutschland
- Teagasc – Agriculture and Food Development Authority, Irland
- Technische Universität Tallin, Estland
- Landwirtschaftliche Universität Athen, Griechenland
- Universität Turin, Italien
- Instytut Rozrodu Zwierzat i Badan Zywnosci Polskiej Akademii Nauk, Polen
- European Food Information Council, Belgien
- Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt GmbH, Deutschland
- CAB International, Großbritannien
- Universität Wageningen, Niederlande
- Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Deutschland
- RTD Services OG, Österreich
- FFOQSI GmbH, Österreich
- Technische Universität Graz, Österreich
- Lange Lene, Dänemark
- Landesuniversität von Campinas, Brasilien
- University of Waterloo, Kanada
- University of Pretoria, Südafrika
- Institute of Microbiology, Chinese Academy of Sciences, China
- University of Western Sydney, Australien
- Pondicherry University, Indien
- Stichting Wageningen Research, Niederlande
- Secretaría de Ciencia, Tecnología e Innovación Productiva de la Nación, Argentinien
Projektkoordinatorin Angela Sessitsch vom AIT.
Fotocredit: Thomas Teskey
Langjährige Expertise am AIT wird gezielt genutzt
"Das AIT verfügt über langjährige Expertise in der Mikrobiomforschung, vorwiegend im Bereich Boden und Pflanze", so Projektleiterin Angela Sessitsch. Sie koordiniert das "Horizon 2020"-Projekt am AIT Austrian Institute of Technology und leitet auch das Arbeitspaket „Mapping International Microbiome Activities“. Dass mit der Technischen Universität Graz, dem Kompetenzzentrum FFoQSI und RTDS drei weitere Partner aus Österreich vertreten sind, freut Sessitsch, zeigt es doch die Stärke Österreichs auf dem noch relativ jungen Gebiet der Mikrobiomforschung, die damit weiter ausgebaut wird.
"Horizon 2020": Rund 75 Milliarden Euro für Forschung und Innovation
Das EU-Forschungsrahmenprogramm "Horizon 2020" ist das weltweit größte, transnationale Programm für Forschung und Innovation. Rund 75 Milliarden Euro stehen im Zeitraum 2014 bis 2020 zur Verfügung. Die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG stellt als Nationale Kontaktstelle (National Contact Point, NCP) ein umfassendes Beratungs- und Informationsangebot zur Verfügung. Diese Maßnahmen werden von mehreren Ministerien (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung/BMBWF, Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort/BMDW, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie/BMVIT und weiteren) und der Wirtschaftskammer Österreich finanziert.