Das Grazer KMU charismaTec arbeitet als Konsortialpartner in einem EU-geförderten Projekt an einem Demonstrator, der die Effizienz von Schwärmen intelligenter, unbemannter Bodenfahrzeuge in der logistischen Unterstützung von Infanterieeinsätzen nachweist.
Der Kontext
Soldaten, die sich im Kampfeinsatz im Feld bewegen, sind auf effiziente logistische Versorgung mit Ernährung, Munition oder Spezialausrüstung angewiesen. Dafür gibt es schon Prototypen für unbemannte Bodenfahrzeuge, die vermeiden, dass sich dabei noch mehr Menschen in die Gefahrenzone bewegen müssen. Diese UGV (Unmanned Ground Vehicles) sind bisher aber ob ihrer Größe leicht auszumachen, und die Geländefähigkeit von Kettenfahrzeugen wird durch schwere Flurschäden erkauft. Ein ganzer Schwarm aus kleinen, leichten und kostengünstigen Fahrzeugen, der ohne Geländezerstörung und möglichst unauffällig autonome Transportleistungen erfüllt, bietet dazu eine innovative Alternative. Dies zu demonstrieren ist Ziel des Projekts ARTUS – Autonomous Rough-Terrain Transport UGV-Schwarm, an dem das steirische Unternehmen charismaTec beteiligt ist.
Das Projekt
Das Projekt ARTUS wird ein technologisches Machbarkeitskonzept und einen Demonstrator für einen Schwarm intelligenter und autonomer unbemannter Bodenfahrzeuge zur Unterstützung von Infanteriezügen während ihrer Missionen entwickeln. Ein solcher Schwarm, bestehend aus drei bis zwölf UGVs, wird die Leistungsfähigkeit der Soldaten erheblich steigern durch:
- Bereitstellung einer Traglastkapazität für die gesamte Ausrüstung in rauen Umgebungen, auch in dichtem Wald- oder auf Hangflächen
- autonome Reaktion auf unerwartete Entwicklungen, wie den Verlust von Teilen des Schwarms
- Erhöhung der Mobilität und Flexibilität der Einheit
- Erhöhung des allgemeinen Schutzniveaus der Truppen durch Steigerung der eigenen Überlebensfähigkeit und Ausdauer, aber auch Umleitung potenzieller Angriffsstrategien der Gegner
Einzelne autonom arbeitende Fahrzeuge in militärischen Umgebungen existieren bereits als technische Demonstratoren und Prototypen. Dazu werden bestehende Kampffahrzeuge mit Autonomie-Kits aufgerüstet, die das Navigieren im Gelände und das Durchführen von vordefinierten Missionen ermöglicht. Dabei werden sie von einem Battlefield Management System (BMS) geleitet.
Die disruptive Vision von ARTUS ist es, den Schwarm aus kleinen, leichten und kostengünstigen Fahrzeugen aufzubauen. Er wird eine In-situ-Verbindung zum BMS haben und in der Lage sein, dynamisch und lokal auf Änderungen von Missionsszenarien auf ihrem Weg zu reagieren. Daher verändert der Schwarm die Kapazität der Soldaten immens, da er auch alle wichtigen Teile der logistischen Versorgung der Truppen übernimmt.
Das Konsortium
Das Konsortium unter Koordination des deutschen Fraunhofer Instituts EMI besteht aus folgenden Partnern:
- Fraunhofer Institut für Kurzzeitdynamik, Ernst Mach Institut (EMI), Deutschland
- Office Nationale d‘Etudes et des Recherches Aerospatiales, Frankreich
- charismaTec OG, Österreich
- Diehl BGT Defence GmbHCoKG, Deutschland
Die Rolle des österreichischen Partners
Die Aufgabe von charismaTec, des österreichischen Partners im Konsortium, besteht in der Entwicklung von geländegängigen und automatisiert manövrierfähigen UGVs. Dabei baut das Team des Grazer KMU auf den Erfahrungen auf, die es in der Entwicklung des fahrerlosen Transporters Ramvos gemacht hat, der – im Volumen nicht viel größer als ein Rasenmäher – die Nutzlast eines Kleinlasters bewegen kann. Dazu hat charismaTec mit der burgenländischen Maschinenbaufirma Brunner zusammengearbeitet.
Das Entwicklungsteam hinter dem fahrerlosen Transporter Ramvos (v.l.): Sebastian Toda, Sandra Slavinec, Dieter Lutzmayer (CharismaTec), Stefan Knöbl (Brunner Maschinenbau) Foto: charismaTec
Der europäische Mehrwert
charismaTec-Geschäftsführerin Sandra Slavinec: „Um im internationalen Umfeld bestehen zu können, bündelt die Europäische Union ihre Kräfte, dies trifft insbesondere auf den Defence-Bereich zu. Hier ist ein Blick über die österreichischen Grenzen hinweg von immenser Bedeutung, da der internationale Austausch einen deutlichen Wissensvorsprung bedeutet und in zukünftigen Szenarien und Entwicklungen alle Länder einbezogen werden. Die internationale Zusammensetzung des Konsortiums ermöglicht zudem einen ‚Best-Oft‘-Ansatz, wo alle beteiligten Partner ihre mannigfaltigen Erfahrungen einbringen können und zudem auch den Zugang zu den jeweiligen nationalen Entscheidungs- und Wissensträgern haben.“
PADR - Vorbereitung für den Europäischen Verteidigungsfonds (EDF)
Das Projekt ARTUS wurde im 2020 ausgelaufenen Programm PADR, Preparatory Action on Defence Research, mit einer Projektlaufzeit bis 2023 gefördert. PADR war ein Vorbereitungsprogramm für den Europäischen Verteidigungsfonds (EDF) zur Bewertung und Demonstration des Mehrwerts der von der EU unterstützten Verteidigungsforschung und -technologie. Ergebnisse der geförderten Projekte sollen die europäische Verteidigungszusammenarbeit vertiefen, Kapazitätsengpässe beseitigen und die europäischen Verteidigungsakteure stärken.