Ein von der TU Wien koordiniertes "Horizon 2020"-Projekt setzt auf Innovation, um gesellschaftliche Gegensätze zu verringern.
Die Gleichstellung der Geschlechter zählt zu den zentralen Prioritäten des Europäischen Forschungsraums – und steht im Fokus des Projekts GEECCO (Gender Equality in Engineering through Communication and Commitment). Mit Mitteln aus dem EU-Forschungsrahmenprogramm "Horizon 2020" sollen in vier europäischen Universitäten maßgeschneiderte Gleichstellungspläne erstellt und in zwei Förderorganisationen die Gender-Dimension etabliert werden. Das auch von der FFG unterstützte Projekt wird von der TU Wien koordiniert und hat zwei weitere österreichische Partner an Bord. Projektkoordinatorin Brigitte Ratzer unterstreicht den Mehrwert der europäischen Zusammenarbeit: "Derart große und komplexe Projekte benötigen diverse Partner mit unterschiedlicher, spezifischer Expertise, welche auf nationaler Ebene oft nicht zu finden sind."
Mehrere Generationen, eine Gemeinsamkeit: Erfolgreiche Wissenschaftlerinnen aus dem MINT-Bereich.
Quelle: Postkarte der Abteilung Genderkompetenz (TU Wien) anlässlich des Internationalen Frauentags 2019, Zeichnung: Helena Janečić
GEECCO legt einen klaren Schwerpunkt auf Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik: Alle teilnehmenden Universitäten sind im MINT-Bereich, wo die Gleichstellung der Geschlechter nach wie vor nicht gelebte Praxis ist. Das "Horizon 2020"-Projekt trägt dazu bei, dass durch maßgeschneiderte Gleichstellungspläne mehr Frauen in relevanten Positionen im Wissenschaftssystem tätig sind und dass Innovationen zu einer Verringerung gesellschaftlicher Gegensätze beitragen. "Wir definieren es als Frage von Exzellenz, Wettbewerbsfähigkeit und Gerechtigkeit, dass Geschlechter-Gerechtigkeit in Technischen Universitäten verankert wird", so Koordinatorin Brigitte Ratzer.
Über den Dächern Wiens: Kick-Off-Meeting des Konsortiums 2017.
Fotocredit: Matthias Heisler
GEECCO verfolgt folgende Ziele, um den systemischen institutionellen Wandel hin zur Gleichstellung der Geschlechter im MINT-Bereich zu fördern:
- Schaffung eines Veränderungsrahmens und eines maßgeschneiderten Gleichstellungsplanes für jede teilnehmende Universität
- Umsetzung von GenderKriterien bei den Aktivitäten von Förderorganisation
- Einrichtung einer selbstreflexiven Lernumgebung in und zwischen allen Universitäten und Förderorganisationen, um an vorhandenen Erfahrungen zu partizipieren und sie an die jeweilig spezifischen Bedürfnisse und Umstände anzupassen
- Evaluierung der Implementierung der Gleichstellungspläne in den teilnehmenden Universitäten
Geschichte und Gegenwart: Projektkoordinatorin Brigitte Ratzer und Projektleiterin "100 Jahre Frauenstudium" Helga Gartner mit den Büsten von Lise Meitner, Hedy Lamarr und Marie Curie.
Fotocredit: Luzia Puiu
Konsortium mit neun Partnern aus sieben Ländern
Das GEECCO-Konsortium umfasst neun Partner aus sieben Ländern. Neben der TU Wien, die das Projekt koordiniert, sind weitere zwei Partner aus Österreich an Bord. Beobachtende Partner ("Observer Group") sind zudem aus heimischer Sicht die FFG, der Wissenschaftsfonds FWF und die Wirtschaftsagentur Wien.
Die GEECCO-Kooperationspartner im Überblick:
1. Technische Universität Wien, Österreich (Projektkoordinator)
2. Mediterranea University of Reggio Calabria, Italien
3. Politechnika Krakowska, Polen
4. Universitat Politècnica de Catalunya - BarcelonaTech, Spanien
5. Technologická agentura České republiky, Tschechische Republik
6. Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds, Österreich
7. Yellow Window, Belgien
8. Büro für nachhaltige Kompetenz, Österreich
9. GESIS (Leibniz Institut für Sozialwissenschaften), Deutschland
Brigitte Ratzer von der TU Wien koordiniert das "Horizon 2020"-Projekt.
Fotocredit: Matthias Heisler
"Horizon 2020"-Projekt wertvoll für Erfahrungsaustausch
"Ein EU-Projekt ist eine gute Möglichkeit, eigene Erfahrungen weiterzugeben und natürlich von den Erfahrungen anderer zu profitieren", so Projektkoordinatorin Brigitte Ratzer. "Vor allem aber bietet GEECCO uns die Chance, im Vergleich mit anderen besser zu verstehen, wie gesetzliche aber auch gesellschaftliche Rahmenbedingungen unsere Möglichkeiten bestimmen und ebenso beschränken." Projekte aus einem SwafS-Call (Science with and for Society) sind aus Sicht der Leiterin der Abteilung Genderkompetenz "besonders prädestiniert, solche Vergleiche zu ermöglichen, da der Gegenstand des Projektes ja strukturelle Veränderungen des Wissenschaftsbetriebes selbst sind. Wie wir zu einer für alle gesellschaftlichen Gruppen gerechten Praxis von Wissenschaft, Forschung und Innovation kommen, ist eine Frage, die nicht nur im nationalen Kontext beantwortet werden kann, schließlich ist Wissenschaft ein internationales Unterfangen."
"Horizon 2020": Rund 75 Milliarden Euro für Forschung und Innovation
Das EU-Forschungsrahmenprogramm "Horizon 2020" ist das weltweit größte, transnationale Programm für Forschung und Innovation. Rund 75 Milliarden Euro stehen im Zeitraum 2014 bis 2020 zur Verfügung. Die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG stellt als Nationale Kontaktstelle (National Contact Point, NCP) ein umfassendes Beratungs- und Informationsangebot zur Verfügung. Diese Maßnahmen werden von mehreren Ministerien (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung/BMBWF, Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort/BMDW, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie/BMVIT und weiteren) und der Wirtschaftskammer Österreich finanziert.