Satellitendaten helfen Umweltsünder zu überführen
Das Tiroler Unternehmen GeoVille arbeitet in einem EU-geförderten Projekt daran, Satelliten-basierte Erdbeobachtungsdaten für die Strafverfolgung von Umweltverstößen nutzbar zu machen. Dazu führt es als Koordinator ein internationales Konsortium an.
Foto: Rich Carey/Shutterstock.com
Der Kontext
Seit mehr als 20 Jahren beobachten Satelliten des von der Europäischen Kommission koordinierten Copernicus-Programms den Zustand unseres Planeten und seines Ökosystems. Das Programm liefert riesige Mengen von Daten, die in vielfältigen Bereichen Anwendung finden: vom Kampf gegen die Klimakrise über den Katastrophenschutz bis zum Einsatz in der Landwirtschaft. In der Strafverfolgung von Umweltsünden wurden bisher aber noch keine satellitengestützten Informationen als Hauptbeweis herangezogen. Satellitengestützte Informationen sind technologiebasiert und für den Rechtssektor noch recht neu, sodass das Anwendungspotenzial dieser Informationslösungen für die Sammlung von Beweismitteln zu Umweltverstößen noch kaum erschlossen ist. Dem abzuhelfen, ist das Ziel des EU-Projekts unter Koordination des Tiroler Unternehmens GeoVille, einem Weltmarktführer in der Applikation von Satellitendaten.
Das Projekt
Hauptziel des Projektes enviroLENS ist es, Beweise für Umweltereignisse sowie Verstöße gegen Umweltgesetze basierend auf Erdbeobachtung zu liefern, die die Anzahl der Feldinspektionen verringern sollen, indem sie Datenerfassungsprozesse erleichtern. enviroLENS befasst sich sowohl mit der proaktiven Überwachungsperspektive zur Verhinderung des Auftretens von Umweltschäden als auch mit der Bewertung von Umweltverstößen zur Durchsetzung des Umweltrechts.
Anhand von Anwendungs-Beispielen der Anwaltskanzlei von DLA Piper und der Weltnaturschutzorganisation IUCN werden vor Ort die Machbarkeit, Zuverlässigkeit und Relevanz der Erdbeobachtungstools für die Durchsetzung des Umweltrechts belegt. Diese Beispiele dienen auch als Showcases, um die Akzeptanz und Standardisierung solcher Daten zu fördern und die Leistungsfähigkeit von Satellitenbilddaten als zuverlässige, zeitnahe, genaue und kostengünstige Beweisquelle für die breitere Umweltrechts- und Naturschutzgemeinschaft zu fördern.
Das Hauptergebnis dieses Innovationsprojekts ist die Bereitstellung einer Serviceplattform, die Komponenten aus dem Unternehmens- und Rechtssektor (Bereitstellung von Beweisen, Vorführungen und Kontakten für juristische Dienstleistungen basierend auf einem bestimmten Ort und Thema) mit Erdbeobachtungsdiensten (Alarmierung, Überwachung und Aufzeichnung) kombiniert, um Mehrwertinformationen zu erstellen.
Die Umsetzungsschritte sind:
- Entwicklung einer innovativen, vollautomatisierten Serviceplattform, die spezifische Beweise auf der Grundlage von Erdbeobachtungsdaten liefert und auf etablierten Copernicus-Datenzugriffstechnologien aufbaut;
- Veranschaulichung des Werts der Dienstleistungsplattform anhand mehrerer Ausstellungsfälle durch Zusammenarbeit mit Vertretern der Umwelt- und Rechtsbranche, um diese zu spezifizieren, zu testen und zu übernehmen;
- Einbeziehung der Nutzer in die Durchsetzung des Umweltrechts auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene, um die Verwendung von Erdbeobachtung an ihre spezifischen Bedürfnisse anzupassen;
- Etablierung eines Geschäftsmodells, das die Integration der Technologie und die Inkubation neuer Dienstleister ermöglicht, einschließlich eines standortbasierten Maklerdienstes für Bürger, um sich an spezialisierte Anwaltskanzleien zu wenden.
Das Konsortium
Das von GeoVille koordinierte Projekt kombiniert die Kompetenz und das Fachwissen von sechs Projektpartnern: dem Geoinformationslabor Sinergise, der Aristoteles-Universität von Thessaloniki, dem Jozef Stefan Labor für künstliche Intelligenz, der Weltnaturschutzorganisation IUCN und der Anwaltskanzlei DLA Piper. Diese Expertise soll den Wert der Erdbeobachtung im umweltrechtlichen Bereich demonstrieren und validieren.
Projektteilnehmer
- GEOVILLE INFORMATIONSSYSTEME UND DATENVERARBEITUNG GMBH, Österreich
- DLA Piper Weiss-Tessbach GmbH, Österreich
- ARISTOTELIO PANEPISTIMIO THESSALONIKIS, Griechenland
- UNION INTERNATIONALE POUR LA CONSERVATION DE LA NATURE ET DE SES RESSOURCES, Schweiz
- INSTITUT JOZEF STEFAN, Slowenien
- SINERGISE LABORATORIJ ZA GEOGRAFSKE INFORMACIJSKE SISTEME DOO, Slowenien
Die Rolle des Österreichischen Partners
Die Hauptaufgaben von GeoVille sind - neben dem Projektmanagement und der Koordinierung der Partner - die technische Entwicklung des Portals, sowie die Bereitstellung der satellitengestützten Geoinformationsprodukte und Dienste auf benutzerfreundliche Weise für die Endnutzer. GeoVille verfügt über eine langjährige und starke Expertise im Bereich der erdbeobachtungsbasierten Informationssysteme und -dienstleistungen, sowie der Entwicklung von anwenderfreundlichen Plattformen.
Projektkoordinator Mario Dohr. Foto: © Mario Dohr
Der europäische Mehrwert
Mario Dohr: „Das Projekt ermöglicht EU-weit Zusammenarbeit und Austausch auf höchstem technischem Niveau. Neue Produkte, Services und Geschäftsfelder zu evaluieren ist ein sehr aufwendiger und kostenintensiver Prozess, oftmals mit ungewissem Ausgang. Das Projekt gibt allen Partnern die Möglichkeit, detaillierte Nutzeranforderungen zu evaluieren, Prototypen mit hohem Entwicklungsstand umzusetzen und umfangreiche Feldtests durchzuführen, ohne dabei das volle finanzielle Risiko zu tragen.“