Ökosysteme sind multiplen Faktoren ausgesetzt und stehen zunehmend unter Stress. Um Auswirkungen von Klimawandel und anderen essenziellen Umweltprozessen zu verstehen, sind längere Beobachtungszeiträume notwendig. Mit dem von der FFG unterstützten "Horizon 2020"-Projekt eLTER wurden die Weichen für die entsprechende Forschungsinfrastruktur in Österreich und Europa gestellt. Seit September 2018 ist eLTER auch auf der Roadmap des Europäischen Strategieforums für Forschungsinfrastrukturen (ESFRI) zu finden. "Damit können wir einheitliche Forschungsstandards etablieren und Synergien nutzen", so Michael Mirtl vom Umweltbundesamt, der das Projekt mit 28 Partnern aus 22 Ländern koordiniert.
Kurzfristige Effekte auf Ökosysteme sind gut untersucht – doch es braucht auch Forschung zu langfristigen Effekten und übergreifenden Beziehungen und Rückkoppelungen zwischen Klima, Wasserhaushalt, Pflanzen, Tieren etc., um die biologische Vielfalt und Leistungen der Ökosysteme für die Gesellschaft erhalten zu können. eLTER bietet einen ganzheitlichen und systemischen Ansatz zur Beobachtung und Analyse der Umwelt, der biologische, geologische, hydrologische und sozio-ökologische Perspektiven und Interaktionen von einzelnen, kleinräumigen Untersuchungsflächen bis zur Landschaftsskala umfasst. eLTER widmet sich dabei terrestrischen Systemen, Süßwasser- und Ökosystemen an den Übergängen zwischen Süß- und Salzwasser in den europäischen Klimazonen.
Der ganzheitliche Ansatz von eLTER auf einen Blick
Graphic by Stuart Perry of Chemical design, UK
Die Hauptziele und -methoden von eLTER sind
- die Bedarfsermittlung von Forschungsinfrastruktur in Hinblick auf die großen gesellschaftlichen Herausforderungen durch Konsultationen mit den Interessengruppen aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft.
- die Gestaltung eines kosteneffizienten paneuropäischen Netzwerks, das in der Lage ist, multiple Fragen der Ökosystemforschung zu behandeln, in Zusammenarbeit mit verwandten globalen und europäischen Forschungsinfrastrukturen, z.B. LifeWatch ERIC.
- den organisatorischen Rahmen für die Datenintegration zu entwickeln und einen virtuellen Zugang zu den LTER-Daten zu ermöglichen, indem die Datenveröffentlichung ermöglicht und über eine Plattform Zugang zu Daten über wichtige Forschungsherausforderungen gewährt wird.
- die gesellschaftliche Relevanz, die Benutzerfreundlichkeit und die Mehrfachnutzung von Informationen, Daten und Diensten durch neue Partnerschaften mit den Anbietern von Daten, analytischen Diensten und Szenario-Testmodellen sowie durch die Einführung neuer Messtechnologien zu fördern.
Das bestehende LTER-Europe-Netzwerk und die European Critical Zone Observatories (CZO) arbeiten dabei zusammen, um diese Ziele zu verwirklichen. 162 Standorte in 22 Ländern liefern Daten über langfristige Trends im Bereich der Umweltveränderungen, die zum Teil bis zu 100 Jahre zurückreichen.
Die ProjektteilnehmerInnen beim Kick-off Meeting in Kreta, Juni 2015
Fotocredit: M. Mirtl
Projektkoordination am Umweltbundesamt
eLTER umfasst 28 Partnereinrichtungen aus 22 Ländern und wird vom Umweltbundesamt koordiniert. Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) hat das Umweltbundesamt bereits vor knapp 30 Jahren einen Grundstein für Ökosystemforschung in Österreich gelegt: Seit 1991 werden am Zöbelboden im Nationalpark Kalkalpen die Veränderungen eines Bergwaldökosystems – vom Waldboden bis über die Baumkronen hinaus – erforscht. Projektkoordinator Michael Mirtl kann für die zukünftigen Herausforderungen für eLTER auf sein umfangreiches Wissen aus der Praxis der Ökosystemforschung zurückgreifen und seine langjährige Erfahrung als Vorsitzender des Österreichischen Netzwerks für ökologische Langzeitforschung (LTER Austria) und ILTER (International Long Term Ecosystem Research) einbringen. Die Aufnahme von eLTER in die Roadmap des Europäischen Strategieforums für Forschungsinfrastrukturen (ESFRI 2018) sieht er als "außerordentlichen Erfolg für die europäische Forschungsgemeinschaft". Ein besonderes Anliegen ist dem Ökosystemforscher auch, dass junge Forscherinnen und Forscher Zugang zu den europäischen LTER-Standorten bekommen.
Projektkoordinator Michael Mirtl, Umweltbundesamt
Fotocredit: Umweltbundesamt/B. Gröger
"Horizon 2020": Rund 75 Milliarden Euro für Forschung und Innovation
Das EU-Forschungsrahmenprogramm "Horizon 2020" ist das weltweit größte, transnationale Programm für Forschung und Innovation. Rund 75 Milliarden Euro stehen im Zeitraum 2014 bis 2020 zur Verfügung. Die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG stellt als Nationale Kontaktstelle (National Contact Point, NCP) ein umfassendes Beratungs- und Informationsangebot zur Verfügung. Diese Maßnahmen werden von mehreren Ministerien (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung/BMBWF, Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort/BMDW, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie/BMVIT und weiteren) und der Wirtschaftskammer Österreich finanziert.