#Success Story: Die Rohstoffquellen der Zukunft
Wir sind umgeben von riesigen Mengen an Rohstoffen: Sie stecken in Gebäuden, in Deponien und in Konsumgütern wie Autos oder Elektrogeräten.
Rohstoffe kommen nicht nur in der Erdkruste vor. Sie finden sich zunehmen in der von Menschen geschaffenen Umgebung, der Anthroposphäre. Allein in Österreich beträgt das jährliche Rohstoffaufkommen 15 Tonnen pro Kopf! Die COST-Aktion „Mining the European Anthroposphere“ koordiniert deshalb ExpertInnen aus ganz Europa, um die Rohstoffpotenziale in den anthropogenen Lagerstätten, wie Gebäuden, Deponien und Konsumgütern, zu erfassen. Damit liefert die COST-Aktion die Grundlagen für die zukünftige Entwicklung von Rohstoffplänen auf nationaler und europäischer Ebene, die zur nachhaltigen Versorgung von Volkswirtschaften mit Rohstoffen beitragen können.
Bild: Rohstoffkarte Wien als Bestandteil einer nationalen Rohstoffstrategie – Mineralische Rohstoffe (z.B. Beton, Ziegel, Mörtel) im Wiener Gebäudepark. Credit: Fritz Kleemann (TU Wien)
Anthropogene Lagerstätten so wie Goldminen
An der COST-Aktion, die im März 2016 startete und bis 2020 läuft, sind ExpertInnen aus über 20 europäischen Staaten beteiligt, um bestehendes Wissen zu bündeln und die Forschungsagenden der nächsten Jahre zu koordinieren. „Die ExpertInnen arbeiten an einem Konzept zur Inventarisierung und Bewertung von Rohstoffvorkommen in der Anthroposphäre, das in Analogie zu Rohstoffvorkommen in der Erdkruste steht“, erläutert der wissenschaftliche Leiter Ulrich Kral vom Institut für Wassergüte, Ressourcenmanagement und Abfallwirtschaft der TU Wien. „Entscheidend ist, dass die anthropogenen Lagerstätten in Zukunft ebenso bewertet werden wie heute Goldminen oder Erdölfelder.“
Entscheidungsgrundlage für Volkswirtschaften
In „Mining the European Anthroposphere“ liegt das Hauptaugenmerk auf drei Typen von anthropogenen Lagerstätten: Gebäude und Infrastrukturen, Deponien und Bergbauhalden sowie auf jenen Konsumgütern, die nach ihrer Nutzung thermisch behandelt werden. Ulrich Kral: „Diese Lagerstätten sind Quellen für Abfallströme, aus denen metallische oder mineralische Sekundärrohstoffe gewonnen werden können. Aus den Erfahrungen mit den unterschiedlichen Lagerstätten soll eine robuste Methode zur Bewertung von anthropogenen Lagerstätten entwickelt werden, die auf internationaler Ebene als standardisierte Richtlinie etabliert werden soll.“
Dabei können die Sekundärrohstoffe den bisherigen Fokus auf die Primärrohstoffe ergänzen, um dadurch eine integrierte Betrachtung über die Rohstoffvorkommen zu ermöglichen. Ulrich Kral: „Die Rohstoffversorgung von morgen ist eine entscheidende Grundlage für die industrielle Produktion und die Versorgung von Volkswirtschaften mit Gütern.“