"Opportunistische Infektionen" zählen zu den weltweit häufigsten Todesursachen. Das von der EU und FFG unterstützte Projekt und der Medizinischen Universität Innsbruck koordinierte Netzwerk CORVOS sagt ihnen nun den Kampf an!
Viele Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten können einem gesunden Menschen nichts anhaben. Wenn das Immunsystem allerdings geschwächt ist, kann es zu einer Erkrankung kommen. Mediziner sprechen hier von einer "opportunistischen Infektion", weil die Erreger die entkräftete Verfassung des Körpers ausnutzen. Solche Infektionen gehören weltweit zu den häufigsten Todesursachen und deren Bekämpfung ist eine zentrale Herausforderung in der Medizin. Das von der Medizinischen Universität Innsbruck koordinierte internationale Netzwerk CORVOS (COmplement Regulation and Variations in Opportunistic infectionS) wird dazu beitragen, völlig neue Strategien in der Infektionsbekämpfung zu entwickeln. CORVOS wird im Rahmen von „Horizon 2020“ aus Mitteln des Marie Skłodowska-Curie-Programms „Innovative Training Networks“ gefördert und bündelt die wissenschaftliche Expertise von 20 Einrichtungen aus zehn Ländern, wobei insgesamt 15 Dissertationen entstehen werden. Damit leistet CORVOS einen Beitrag zum Zusammenwachsen der Universitäten in Europa im Bereich der Doktoratsstudien. Pate für das Projekt ist übrigens ein Rabe im Innsbrucker Alpenzoo!
Eine neue Generation kreativer und innovativer Forscherinnen und Forscher wird sich bald der Entwicklung neuer Methoden und Strategien in der Bekämpfung opportunistischer Infektionen widmen: Ab Frühjahr 2020 werden 15 Nachwuchswissenschaftler und Ärzte im Rahmen eines "European Joint Doctorate"-Programms europaweit gemeinsam mit den europäischen Partnern ausgebildet. Neben einem Studienaufenthalt an jeweils zwei der beteiligten Universitäten wird ein Teil der Dissertanten für ein halbes Jahr in einer biomedizinischen Firma an ihrem Projekt arbeiten. Eine weitere Besonderheit von CORVOS besteht darin, dass alle Dissertanten einen Monat in einer Klinik verbringen, um direkte Einblicke in die klinische Praxis zu erhalten.
Tierische Unterstützung
Namens- und Symbolgeber für CORVOS ist übrigens der Rabe, auf lateinisch Corvus corax. In der Antragsphase wurde daher ein Rabe im Innsbrucker Alpenzoo Pate für das Programm – mit dem gewünschten Erfolg!
Der Rabe, auf lateinisch Corvus corax, ist Namens- und Symbolgeber für CORVOS.
Fotocredit: Alpenzoo/F. Schmidt
20 Einrichtungen aus zehn Ländern vernetzen sich
CORVOS umfasst 20 Einrichtungen, darunter zehn Universitäten sowie Forschungsinstitute, Kliniken und Unternehmen. Aus Österreich sind neben dem Koordinator (Medizinische Universität Innsbruck) die Tirol Kliniken vertreten. Das Netzwerk spannt sich von Italien über Österreich, Ungarn, Frankreich, Deutschland und die Niederlande bis hoch in den Norden nach Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland:
Fördernehmer:
- Medizinische Universität Innsbruck (Koordinator)
- Universität zu Lübeck, Deutschland
- Humanitas University, Italien
- Lund University, Schweden
- University Medical Center Utrecht, Niederlande
- University of Helsinki, Finnland
- Institut national de la santé et de la recherche médicale (INSERM), Frankreich
- Region Hovedstaden, Dänemark
- University of Oslo, Norwegen
- Semmelweis University, Ungarn
Partner:
- University of Copenhagen, Dänemark
- Utrecht University, Niederlande
- Sorbonne University, Frankreich
- Hycult Biotechnology, Niederlande
- Merck Sharp & Dohme, Finnland
- Svar Life Science AB, Schweden
- Statens Serum Institut, Dänemark
- Research Center Borstel, Deutschland
- Hospital District of Helsinki and Uusimaa, Finnland
- Tirol Kliniken, Österreich
Projektkoordinator Reinhard Würzner (r.) und Projektadministrator Marco Grasse haben mit ihrem Projektantrag überzeugt.
Fotocredit: D. Bullock
Austausch und Anerkennung
"Von der Koordinierung dieses EU-Projekts profitieren das Land Tirol und die Medizinische Universität Innsbruck. Denn zum einen ist es eine Anerkennung für die wissenschaftliche Exzellenz, zum anderen ist der internationale Austausch ein enormer Gewinn", so Projektkoordinator Reinhard Würzner von der Medizinischen Universität Innsbruck. Konkret werden je ein Doktorand aus Budapest und Oslo an die Meduni Innsbruck kommen, sechs weitere an die Tirol Kliniken. Die Medizinische Universität Innsbruck verfügt bereits über umfassende Expertise auf diesem Gebiet, denn "Infektion, Immunität und Transplantation" ist ein Forschungsschwerpunkt der Universität, der schon jetzt durch ein vom FWF-gefördertes Doktoratsprogramm, HOROS, unterstützt wird. Weitere Synergieeffekte werden durch die Tatsache erwartet, dass CORVOS- und HOROS-Projektkoordinator Reinhard Würzner zudem Präsident des "European Complement Networks" ist, das übrigens im September 2019 in Madrid tagt (emchd2019.com; und eventuell 2023 in Innsbruck).
Marie Skłodowska-Curie Maßnahmen
Mit den Marie Skłodowska-Curie Maßnahmen wird im EU-Forschungsrahmenprogramm "Horizon 2020" die Karriereentwicklung von Forschenden durch internationale Mobilität sowie durch Wissenstransfer zwischen dem akademischen und dem nicht-akademischen Sektor unterstützt. Es gibt fünf verschiedene Maßnahmen, darunter die Innovative Training Networks (ITNs). Dabei schließen sich Universitäten, Forschungsinstitute, Unternehmen und andere Forschungsakteuren aus verschiedenen Ländern zusammen und bieten insbesondere Nachwuchswissenschaftlern die Möglichkeit, auf einem bestimmten Forschungsgebiet zu forschen. Gefördert werden neben Personalkosten für die Dissertantinnen und Dissertanten auch Kosten für die Forschung selbst und die Durchführung netzwerkübergreifender Aktivitäten wie internationale Workshops, Symposien, Summerschools etc.
Die nächste Ausschreibung für die Marie Skłodowska-Curie Innovative Training Networks öffnet am 12. September 2019, die Einreichfrist ist 14. Jänner 2020. In ihrer Funktion als österreichische Kontaktstelle für die Marie Skłodowska-Curie Maßnahmen informiert und berät die FFG umfassend.
Die FFG-Akademie bietet u.a. am 2. und 3. Oktober 2019 ein Training zur Beantragung eines Innovative Training Networks an. Alle Infos >> https://www.ffg.at/europa/veranstaltungen/ffg-akademie_2019-10-02
"Horizon 2020": Rund 75 Milliarden Euro für Forschung und Innovation
Das EU-Forschungsrahmenprogramm "Horizon 2020" ist das weltweit größte, transnationale Programm für Forschung und Innovation. Rund 75 Milliarden Euro stehen im Zeitraum 2014 bis 2020 zur Verfügung. Die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG stellt als Nationale Kontaktstelle (National Contact Point, NCP) ein umfassendes Beratungs- und Informationsangebot zur Verfügung. Diese Maßnahmen werden von mehreren Ministerien (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung/BMBWF, Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort/BMDW, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie/BMVIT und weiteren) und der Wirtschaftskammer Österreich finanziert.