#Success-Story: Assistenzsysteme mit Maß

Insgesamt 25 Partner aus Industrie und Forschung untersuchen seit 2017 im Leitprojekt “MMAssist II“, wie Arbeiterinnen und Arbeiter in Industriebetrieben optimal von intelligenten Assistenzsystemen unterstützt werden können.

„Der Trend in der Produktion geht zu geringen Stückzahlen, individualisierten Fabrikaten, einer höheren Variantenvielfalt und damit verbunden zu kürzeren Umrüstzeiten bei den Produktionsmaschinen und auch kürzeren Einlernzeiten für diejenigen, die die Maschinen bedienen“, erklärt Christoph Breitschopf von der PROFACTOR GmbH mit Sitz in Steyr, die gemeinsam mit der Paris-Lodron-Universität Salzburg das Projekt koordiniert. Assistenzsysteme, die den Werkern z. B. mit digitalen Anleitungen oder mechanischer Unterstützung zur Hand gehen, helfen diese Herausforderungen in der Produktion zu meistern. Das Gelingen hängt allerdings davon ab, wie gut Mensch und Maschine zusammenarbeiten. Diese Frage stand daher im Mittelpunkt von „MMAssist II“.

Physische Assistenz in der Mensch-Maschine-Interaktion

 

Kontextstudie als Basis

Um eine valide Basis zu schaffen, wurde zum Auftakt des „Produktion der Zukunft“-Leitprojekts bei neun Anwendungspartnern erhoben, welche Aufgaben die Assistenzsysteme im Unternehmen jeweils konkret übernehmen könnten. Dafür hat man sowohl Manager als auch Werker befragt. Als Ergebnis wurden sieben potenzielle „Assistenz-Units“ ausgemacht, nämlich:

  • digitale Anleitung (z. B. für die Herstellung individualisierter Produkte),
  • Annotation von Artefakten (z. B. Infomeldungen für den Schichtnachfolger),
  • physische Assistenz (z. B. bei der Handhabung von Bauteilen),
  • Dokumentation (um die Nachvollziehbarkeit der Produktionsschritte zu gewährleisten),
  • Kommunikation mit Expertinnen und Experten (z. B. in der Fernwartung),
  • Anzeige von Statusinformationen (ebenfalls in der Wartung) und
  • kollaborative Robotik.

 

Projekt MMAssist II: digitale Unterstützung in der Fertigung

 

Die Maschinen an die Menschen anpassen

Die Kernfrage war dabei, wie sich die Assistenz-Units möglichst reibungslos in die Produktionsbereiche Montage, Wartung & Instandsetzung, Rüsten & Mehrmaschinenbedienung eingliedern lassen. Das Credo lautete: „Wir brauchen Systeme, wo sich die Maschinen an die Menschen anpassen, nicht umgekehrt.“ Daher legten die Projektpartner ein besonderes Augenmerk auf die Nutzeranforderungen in der Fertigung. „Die Nutzer frühzeitig in den Prozess einzubeziehen, steigert die Akzeptanz bei der Implementierung der Assistenzsysteme deutlich,“ sagt der wissenschaftliche Leiter des Projektes, Univ.-Prof. Dr. Manfred Tscheligi vom Austrian Institute of Technology.

Von der Theorie in die Praxis

Die Projekt-Website listet allein sechs Dissertationen auf, die im Rahmen des Projekts zu Themen der Mensch-Maschine-Assistenz geschrieben wurden. In der zweiten Phase von „MMAssist II“ wurden konzeptionelle Designs und in der Folge Prototypen für konkrete Assistenz-Units entwickelt. Sie transferierten das theoretische Wissen in die Praxis. Auch dabei standen die Bedürfnisse der Männer und Frauen in der Fertigung im Mittelpunkt. Im Einzelnen ging es mitunter auch um Detailfragen, wie zum Beispiel, ob ein Roboter sich frontal oder besser in einem leichten Bogen auf einen Werker zubewegt, damit die Bewegung nicht als Bedrohung wahrgenommen wird. Die individualisierten Assistenz-Prototypen wurden bei den Unternehmenspartnern implementiert und getestet. Die gesammelten Erkenntnisse aus „MMAssist II“ werden im Frühjahr 2021 in einem Endbericht vorgestellt.

Komplexes Projekt

„Für solche Leitprojekte mit hoher Komplexität braucht man als Koordinator eine klare Sicht auf die Anliegen der einzelnen Partner“, weiß Christoph Breitschopf. Die Kooperation innerhalb des Projekts sei dank der langjährigen Projekterfahrung der Partner und des Konsortialführers PROFACTOR sehr gut gelaufen. Und auch das Resümee über die Zusammenarbeit mit der FFG als fördergebende Stelle fällt positiv aus: „Die Ansprechpersonen bei der FFG agieren stets professionell und absolut kompetent. Bei zu klärenden Punkten kann man Themen und Fragen offen ansprechen, um Lösungen zu finden.“

„MMAssist II“ ist als Leitprojekt ein Paradebeispiel für die wichtige Rolle der Innovationsförderung in der österreichischen Wirtschaft: „Es ist nicht davon auszugehen, dass ein derart übergreifendes Projekt mit einer entsprechend breiten Fragestellung ohne Förderung hätte zustande kommen können“, meint Christoph Breitschopf.

Die Projektpartner von MM Assist II

ABF Gmbh
AIT Austrian Institute of Technology GmbH
AVL List GmbH
BECOM Electronics GmbH
BRP-Rotax GmbH & Co KG
DS Automotion GmbH
evolaris next level GmbH
Fraunhofer Austria Research Ges mbH
FRONIUS INTERNATIONAL GmbH
Geberit Produktions GmbH & Co KG
JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH
Kapsch BusinessCom AG
Plasmo Industrietechnik GmbH
PROFACTOR GmbH (Projektleitung)
RIC (Regionales Innovations Centrum) GmbH
Salzburg Research Forschungsgesellschaft m.b.H.
Siemens Aktiengesellschaft Österreich
Tablet Solutions GmbH
Technische Universität Wien
Tieto Austria GmbH
TÜV AUSTRIA HOLDING AG
Universität Salzburg (wissenschaftliche Leitung)
Virtual Vehicle Research GmbH
Wacker Neuson Beteiligungs GmbH
XiTrust Secure Technologies GmbH