#Success-Story: Ein Klick zum Überblick der Sozialangebote

Seit 2005 gibt der Sozialroutenplan Innsbruck Menschen in finanziellen und sozialen Notlagen Orientierung im oft unübersichtlichen Dickicht aus Hilfsangeboten und Unterstützungsleistungen. Nach der Ausweitung des Projekts auf Salzburg folgt nun dank FFG-Förderung die Arbeit an einer digitalen Fassung für ganz Westösterreich.

Als sich der gemeinnützige Verein unicum:mensch zum ersten Mal der Idee eines Wegweisers zu Unterstützungsangeboten für armutsgefährdete Frauen widmete, nahm man die Bezeichnung des Sozialroutenplans noch wörtlich – oder vielmehr der „Sozialroutenplanerin“, wie man die Erstfassung aufgrund ihres Schwerpunkts anno 2005 nannte. In partizipativen Workshops kreierte man gemeinsam mit Betroffenen eine faltbare Karte von Innsbruck, auf der alle Anlaufstellen für entsprechende Hilfeleistungen verzeichnet waren.

In den darauffolgenden Jahren erweiterte der Verein den Sozialroutenplan um Angebote für Menschen in ganz unterschiedlichen Notlagen, machte aus der Karte eine Broschüre und entwickelte 2019 eine eigene Version für Salzburg. Alle zwei bis drei Jahre werden seitdem die darin gesammelten Informationen aktualisiert und neue Auflagen für beiden Städte gedruckt.

Herkulesaufgabe Digitalisierung

An eine digitale Version des Sozialroutenplans hatte man selbstverständlich schon lange gedacht, eine entsprechende Umsetzung erschien mit den bisher verfügbaren Ressourcen jedoch völlig unmöglich. Andreas Exenberger, Präsident von unicum:mensch und assoziierter Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Innsbruck, erläutert die Schwierigkeiten und Chancen einer Digitalisierung der Broschüre: „Ein wichtiges Thema ist natürlich die Aktualität. Die in einer Datenbank hinterlegten Informationen können weitaus flexibler geändert werden als ein Printprodukt. Wir wollten die Förderung auch als Chance nutzen, den Radius auf ganz Westösterreich zu erweitern, ohne den Fokus dabei nur auf die Ballungszentren zu legen. Das erweitert die Zielgruppe auf mindestens 300.000 Menschen, denen somit der Zugang zu Sozialleistungen erleichtert wird.” 

Zwei Hände mit Papierfiguren, symbolisieren Schutz und Geborgenheit. Foto: iStock

Dass diese Aufgabe nicht von wenigen Personen und noch dazu im Rahmen einer ehrenamtlichen Vereinstätigkeit bewältigt werden kann, war völlig klar. Als Exenberger von einer Kollegin auf eine mögliche Förderung durch die FFG hingewiesen wurde, ergriff er die Gelegenheit. „Anfangs hatte ich Zweifel, ob unser Projekt überhaupt zur FFG passt“, erinnert sich der Entwicklungs- und Armutsforscher. „Diese Bedenken waren jedoch aus dem Weg geräumt, als uns die Laura-Bassi-Ausschreibung mit dem Schwerpunkt ‚Digitalisierung und Chancengerechtigkeit‘ erreichte.“

Unterschiedliche Vorstellungen, ...

Seit Projektstart im April 2021 arbeitet ein Team aus 22 Partnerorganisationen an der Umsetzung des digitalen Wegweisers für Menschen in Notsituationen. Insgesamt muss die Zusammenarbeit von 45 Personen aus dem sozialen Bereich, der IT und unterschiedlichen Forschungseinrichtungen sowohl in Tirol, Vorarlberg als auch in Salzburg koordiniert werden. Dem partizipativen Ansatz bleibt man treu und bezieht die Zielgruppe in jede Stufe des Projekts mit ein.

... ein gemeinsames Ziel

Wie das Endprodukt aussieht, in welchen Sprachen es verfügbar sein wird und wie eine umfassend barrierefreie Nutzung gelingen soll, kann das Team zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. „In diesem ersten Projektjahr müssen wir herausfinden, was die Betroffenen tatsächlich brauchen”, erklärt Exenberger. „Darüber hinaus müssen wir die zum Teil recht unterschiedlichen Vorstellungen der verschiedenen Bereiche, die an dieser Idee mitarbeiten, zusammenführen. Es gilt,  gemeinsam eine Lösung zu entwickeln, die in erster Linie für die Zielgruppe selbst, aber auch für deren Angehörige und Freunde sowie Personen, die in Sozialeinrichtungen arbeiten, funktioniert.”

Letztere sollen durch die Verwendung des Sozialroutenplans einen schnelleren Überblick über passende Unterstützungsleistungen für die jeweiligen Fälle erhalten, sich weniger mit Bürokratie beschäftigen müssen und dadurch mehr Zeit für ihre Klientinnen und Klienten haben.

Pläne für die Zukunft

Die Förderung durch die FFG sieht das Team als Chance, mit der digitalen Lösung des Sozialroutenplans einen Prototyp zu schaffen, der in weiteren Bundesländern und anderen Bereichen verwendet werden kann. Zusätzlich dazu profitiert man von den Vernetzungsmöglichkeiten mit anderen Vorhaben, wie etwa dem ebenfalls von der FFG geförderten Projekt “fAIr by design”. Hier sieht man viel Potenzial, von den Ergebnissen des jeweils anderen zu lernen und kann sich in einem späteren Entwicklungsstadium sogar eine intensivere Zusammenarbeit vorstellen.

 

Projektpartner