Mit der Immunkraft der Haut den Morbus Parkinson besiegen

Parkinson ist eine gefürchtete und sich zunehmend verbreitende Alterskrankheit. Sie wird meist erst erkannt, wenn sich gravierende Symptome gebildet haben und kann dann auch nicht mehr gestoppt werden.

Das europäische Forschungsprojekt NEXGEN-PD unter Koordination der Wiener Biotech-Firma Tridem Bioscience arbeitet an der Entwicklung der wesentlichen Instrumente zur Bekämpfung der Krankheit: eines Biomarkes zur Frühdiagnose und eines effizienten Impfstoffs zur Therapie.

Der Kontext

Morbus Parkinson ist eine gefürchtete und weit verbreitete Alterskrankheit. Weltweit leiden aktuell 8,5 Mio. Menschen an Parkinson, mit steigender Tendenz. Die Erkrankung schreitet langsam, aber unerbittlich fort und bedingt eine zunehmende Bewegungseinschränkung bis hin zur Immobilität. Lebensqualität und Sozialkontakte der Patient:innen nehmen kontinuierlich ab, ihre finanziellen Belastungen stetig zu.

Derzeit kann Parkinson aber weder früh erkannt noch in der Ursache behandelt werden. Für eine Frühdiagnose mangelt es an einem geeigneten Biomarker, für die Therapie an einem effizienten Impfstoff. Die Entwicklung beider Instrumente hat sich das Konsortium des europäischen Forschungsprojekts NEXGEN-PD   vorgenommen, um der Krankheit ihren Schrecken zu nehmen. Das Projekt wird koordiniert vom Wiener Biotech-Unternehmen Tridem Bioscience.

Das Projekt

Die Vision des Projekts ist es, mit niederschwelligen Tests die Erkrankung frühestmöglich zu diagnostizieren und den Patient:innen in diesem Stadium dann einen Impfstoff anbieten zu können, der den weiteren Krankheitsverlauf stoppen kann. Die Forschungsarbeit ist daher in zwei, miteinander verwobenen Strängen organsiert.

Der erste Strang fokussiert auf die Entwicklung neuartiger diagnostischer Blut-/Urintests zur Frühdiagnose der Parkinson-Krankheit. Da es aktuell keine validierten Biomarker gibt, wird die Diagnose klinisch als Ausschlussdiagnose aufgrund typischer Symptome gestellt. Diese treten aber zu einem Zeitpunkt auf, in dem es schon zum Absterben beträchtlicher Anteile der Nervenzellen in den relevanten Hirnregionen gekommen ist. Forschungsergebnisse der Medizinischen Privatuniversität Paracelsus eröffnen nun aber einen Weg, einen Test für Parkinson zu entwickeln. Er beruht auf der Entdeckung bisher nicht untersuchter Proteine auf extrazellulären Partikeln, die von allen Körperzellen abgegeben werden, aber auch entsprechend ihrer Herkunft identifiziert werden können. Sie sind in Körperflüssigkeiten wie Blut und Urin nachweisbar. Somit kommt ein Screeningtest auf Parkinson in Reichweite.

Der zweite Strang des Projekts zielt auf die Entwicklung eines Impfstoffs auf Basis des alpha-Synuclein-Proteins (aSyn), das die Krankheit auslöst. Die Basis dafür ist die von Tridem Bioscience unter dem Acronym WISIT (Win the Skin Immune system Trick) entwickelte Impfstoffplattform. Sie setzt auf die außerordentliche Immunkraft von Hautzellen, die an der Schnittstelle des Körpers zur Außenwelt ja besonders darauf trainiert sind, auf Verletzungen rasche und starke Immunlösungen zu entwickeln.  Dem WISIT-Impfstoff gelingt es, die Antigen präsentierenden Zellen der Haut besonders gut zu aktivieren. Laborstudien haben gezeigt, dass die Anwendung von WISIT auf den Parkinsonverursacher aSyn zu einer weitaus stärkeren Antikörperproduktion als bisherige Vakzine führt. Ziel von NEXGEN-PD ist es, diese vielversprechenden Resultate nun aus dem Labor in die klinische Prüfung zu bringen. Können Sicherheit und immunologische Wirksamkeit auch am Menschen gezeigt werden, wäre der Proof-of-Technology erreicht.

 

Das Konsortium

Im NEXGEN-PD Konsortium arbeiten unter Koordination der Tridem Bioscience elf Partner aus Österreich, Ungarn, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien zusammen.

Die Konsortialpartner:

  • Tridem Bioscience GmbH und Co KG, Österreich
  • Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Österreich
  • Gouya Insights, Österreich
  • Prosenex Ambulatorium BetriebsgmbH, Österreich
  • KINETO Lab Ltd, Ungarn
  • Motac Neuroscience, Frankreich
  • Aurigon Labs Ltd, Ungarn
  • Granzer Regulatory Consulting & Services GmbH, Deutschland
  • iMTA, Institute for Medical Technology Assessment BV, Niederlande
  • Philipps Universität Marburg, Deutschland 
  • MODUS Research & Innovation Ltd.; Großbritannien

Die britischen Teilnehmer (MODUS) am Horizon Europe-Projekt NEXGEN-PD werden durch UK Research and Innovation (Zuschussnummer 10064393) unterstützt.

 

Die Rolle der österreichischen Partner

Die vier österreichischen Partner übernehmen führende Rollen im NEXGEN-PD Projekt:

  • Tridem Bioscience ist der Koordinator und steuert die WISIT Parkinson Impfstoffe bei.

  • Die Paracelsus Medizinische Privatuniversität zeichnet für das neuartige Biomarker-Programm verantwortlich.

  • Gouya Insights hat als CRO (Clinical Research Organisation) das Aufsetzen und Management der klinischen Prüfung übernommen.

  • Prosenex, eine auf die Behandlung der Parkinson-Krankheit spezialisierte Einrichtung, fungiert als Studienzentrum.

 

Der Mehrwert eines EU-Projekts

„Der Start der klinischen Prüfung, deren Ziele der erstmalige kontrollierte klinische Einsatz der neuen Tridem Impfstoffe und der Biomarker-Kandidaten ist, ist für Anfang 2025 geplant. Diese rasche Translation aus dem Labor in die Klinik wurde durch den kollaborativen Geist des EU-Projektes möglich, welches länderübergreifend erstklassige Expertise in allen relevanten Aspekten wie Impfstoff- und Biomarker Entwicklung, Diagnose und Therapie der Parkinson-Krankheit versammelt“, erklärt Projektkoordinator Markus Mandler: „Die umfassende finanzielle Förderung aus dem Horizon Europe Programm hat sie entscheidend befördert.“

(c) Tridem
Projektkoordinator Markus Mandler