#Success Story: Ganz Österreich als Energiemosaik

Welche österreichische Gemeinde verbraucht wie viel Energie? Und welche Mengen Treibhausgase werden dabei ausgestoßen? – Antworten auf diese Fragen gibt seit dem Frühjahr 2020 die Website www.energiemosaik.at, die von der Universität für Bodenkultur Wien mit FFG-Förderung ins Leben gerufen wurde.

Um die Klimaziele 2050 erreichen zu können, muss man wissen, wie viel Energie verbraucht wird, wer die Energie verbraucht, wofür sie verwendet wird und welche Treibhausgasemissionen damit verbunden sind.

Screenshot der Webseite mit Darstellung der österreichischen Gemeinden in unterschiedlichen Farben

Detaillierte Informationen zum Energieverbrauch aller Gemeinden auf www.energiemosaik.at.

 

Die Website www.energiemosaik.at stellt auf einer interaktiven Karte den Energieverbrauch aller österreichischen Gemeinden dar – das sind immerhin fast 2.100 an der Zahl: von der kleinsten Gemeinde, Gramais im Bezirk Reutte, wo 41 Menschen leben und 1.200 MWh Energie pro Jahr verbraucht werden, bis zur Bundeshauptstadt Wien mit ihren 1,9 Mio. Einwohnern und einem Energieverbrauch von rund 35 Mio. MWh pro Jahr.

Für sämtliche österreichischen Gemeinden hat ein Team des Instituts für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung (IRUB) der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) unter der Projektleitung von Lore Abart-Heriszt so gut wie alle verfügbaren, aussagekräftigen Daten zur Energienutzung zusammengeführt. Berücksichtigt wurden unter anderem Wohnnutzflächen, Kulturflächen, Beschäftigten- und Pendlerzahlen auf Gemeindeebene, die Nutzenergieanalysen der Bundesländer sowie die Energiegesamtrechnung und die Ergebnisse der Mobilitätserhebung „Österreich unterwegs“. Insgesamt über 90 Parameter fließen in die Modellierung des Energiemosaiks Austria ein. Die Ergebnisse geben in Form von interaktiven Karten, detaillierten Tabellen und weiterführenden Diagrammen Auskunft über den Status quo des Energieverbrauches und der damit einhergehenden Treibhausgasemissionen. Aber nicht nur: Über Modellrechnungen wird abgebildet, welche Mengen an Treibhausgasen sich durch eine Energie- und Verkehrswende bis 2050 einsparen lassen, wenn man die Art der Energieträger berücksichtigt und weitere Faktoren wie die räumliche Entwicklung, Optionen zur Verringerung des Energieverbrauches beim Wohnen und bei der Mobilität, für Industrie und Gewerbe bzw. für Dienstleistungen. Für jede österreichische Gemeinde, aber auch für Regionen können über www.energiemosaik.at mehrseitige Portfolios abgerufen werden; für LEADER-Regionen sowie KEM- und KLAR!-Regionen (Klima- und Energie-Modellregionen bzw. Klimawandel-Anpassungsregionen) stehen sie geclustert zur Verfügung.

 

Lore Abart-Heriszt, Universität für Bodenkultur (BOKU). Foto: BOKU/Christian Fürthner

Lore Abart-Heriszt, Universität für Bodenkultur (BOKU).
Foto: BOKU/Christian Fürthner

Das Energiemosaik als Raumplanungs-Tool

„Als BOKU-Institut hat uns die Frage besonders interessiert, wie man durch Raumplanung positiv auf den Klimaschutz einwirken kann“, streicht Lore Abart-Heriszt hervor. Dies gelingt etwa, indem man neue Siedlungen dort plant, wo die Anbindung an die Fernwärmeversorgung möglich ist. Dazu muss man allerdings die Daten noch einmal verfeinern. Hier nimmt die Steiermark eine Vorreiterrolle ein: „Das Land Steiermark hat uns den Auftrag erteilt, die entsprechenden Daten nicht nur auf Gemeindeebene, sondern in einem 250 m-Raster aufzulösen. So lässt sich auch innerhalb der Gemeinden bzw. über Gemeindegrenzen hinweg erkennen, wo z. B. im Hinblick auf die Fernwärmeanbindung geeignete Standorte für neue Siedlungen sind oder die Nachverdichtung bestehender Siedlungen lohnend ist“, sagt Abart-Heriszt. „Auch in Niederösterreich wird mit den räumlich hoch aufgelösten Daten gearbeitet, um besonders klimafreundliche Siedlungsgebiete abgrenzen zu können. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie angemessene Dichten aufweisen, vielfältige Funktionen erfüllen und über eine attraktive Anbindung an den öffentlichen Verkehr verfügen.“

Aufwändige Visualisierung für die „Stadt der Zukunft“

Die Website www.energiemosaik.at ist das Ergebnis einer über zehn Jahre währenden Beschäftigung des BOKU-Instituts für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung mit Siedlungs-, Energie- und Klimadaten. Das Energiemosaik Austria ist das bis dato umfassendste Modell zur Visualisierung von Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen in Österreich. Entwickelt wurde es im Rahmen des von der FFG geförderten Forschungsprojektes „EnCO2web“. „Ohne die Förderung über das FFG-Programm ‚Stadt der Zukunft‘ hätten wir das Projekt nicht machen können“, sagt die Projektleiterin. Das auf 28 Monate anberaumte Forschungsprojekt sei sehr gut gelaufen. „Die Visualisierung der Daten und Modelle war aber deutlich aufwendiger, als wir gedacht hatten“, berichtet die Projektleiterin. „Die intensive Teamarbeit mit der Salzburger Spatial Services GmbH (einem auf Visualisierung von Geoinformationen spezialisierten Softwareunternehmen) war sehr konstruktiv und sehr spannend“, resümiert Lore Abart-Heriszt.