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Führung in Teilzeit – ist das möglich?

FEMtech-Netzwerktreffen am 20. Mai in Klagenfurt

Die Vereinbarung von Beruf und Privatleben wird auch für Führungskräfte immer bedeutender. Sind flexible Arbeitszeitmodelle in Führungspositionen möglich und wenn ja, unter welchen Bedingungen?

Mit dieser Frage setzte sich Florian Holzinger, Forscher bei POLICIES, dem Institut für Wirtschafts- und Innovationsforschung der JOANNEUM RESEARCH, im Rahmen der Gleichstellungserhebung 2018 – in der außeruniversitären naturwissenschaftlich-technischen Forschung – auseinander. Durchgeführt wurde die Erhebung im Auftrag des BMVIT. Am 20. Mai präsentierte der Genderforscher die Ergebnisse der von der FFG geförderten Gleichstellungserhebung beim FEMtech-Netzwerktreffen in Klagenfurt.

FEMtech-Netzwerktreffen am 20. Mai in Klagenfurt, Podiumsdiskussion mit Zuschauern Foto: KHFessl

FEMtech-Netzwerktreffen am 20. Mai in Klagenfurt.
Foto: KHFessl

„Die Ergebnisse machen deutlich, dass Führung in Teilzeit ein Instrument ist, das zu mehr Gleichstellung in Forschungseinrichtungen beitragen kann und insbesondere den Frauenanteil in Führungspositionen erhöhen soll. Immerhin 22 Prozent der Führungspositionen in der Forschung werden in Teilzeit ausgeübt: Dies betrifft 40 Prozent der weiblichen und 18 Prozent der männlichen Führungskräfte,“ so Holzinger.

Die Gleichstellungserhebung zeigt deutlich die Chancen von Führung in Teilzeit auf sowohl für die Forschungseinrichtungen, als auch für die Beschäftigten. „So können Forschungseinrichtungen die Mitarbeiterbindung erhöhen, profitieren von einem rascheren Wiedereinstieg nach der Karenz und haben insgesamt eine geringere Mitarbeiterfluktuation sowie geringere Kosten für Rekrutierungen. Die Teilzeit-Führungskräfte berichten über mehr Zeitsouveränität, eine verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf, und dass sie ihre Führungspositionen trotz Kinderbetreuung behalten konnten“, fand Holzinger in der Gleichstellungserhebung heraus.

Eine genauere Betrachtung zeigt, dass es zwei Formen von Führung in Teilzeit in der außeruniversitären Forschung gibt: Einerseits geht ein Teil der teilzeitarbeitenden Führungskräfte einer Doppelbeschäftigung nach, und dies bedeutet, dass sie an zwei Forschungseinrichtungen in Teilzeit, insgesamt aber Vollzeit beschäftigt sind; andererseits gibt es Führungskräfte, die ihre Arbeitszeit aus anderen Gründen reduzieren, im Wesentlichen wegen Kinderbetreuungspflichten.

Der Studienautor Holzinger zur Machbarkeit: „Führung in Teilzeit funktioniert, wenn diese in eine entsprechende Unternehmenskultur eingebettet ist, die sich durch hohe Flexibilität, Vereinbarkeitsorientierung, flache Hierarchien mit selbstverantwortlichen Mitarbeitenden und Vertrauen auszeichnet. Zudem müssen die Rahmenbedingungen, wie Anwesenheit, telefonische Erreichbarkeit und Vertretungsregeln für Teilzeit-Führungskräfte, genau abgeklärt werden. Sicher gibt es Skeptiker. Aber man befindet sich auf einem guten Weg, wenn auch es noch Luft nach oben gibt.“

Nehmen Forschungseinrichtungen die Herausforderung an, könnte Führung in Teilzeit die Arbeits- und Führungskultur in der Forschung nachhaltig verändern und die Gleichstellung zwischen Frauen und Männern verbessern.

„Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Hochschulen bei ihren innovativen Ideen und Projekten bestmöglich zu unterstützen und Risiko zu teilen, ist die Aufgabe und der rote Faden unserer täglichen Arbeit. Dabei auch über innovative, zeitgemäße Formen der Zusammenarbeit – wie das Konzept Führung in Teilzeit – nachzudenken, ergänzt unser Portfolio auf ideale Art und Weise. Das FEMtech Netzwerktreffen bietet den richtigen Rahmen, um über die Zukunftsthemen der Arbeitswelt zu sprechen. Gute Arbeitsbedingungen für alle zu schaffen, ist ein wichtiges Thema, das wir im Forschungsbereich mit unserem Förderangebot gezielt unterstützen. Mit dem Programm 'FEMtech Karriere' fördern wir beispielsweise innovative Unternehmen, die ihre eigene Organisationskultur zukunftsfit machen möchten. Forschung wirkt!“, ergänzen Henrietta Egerth und Klaus Pseiner, die Geschäftsführer der FFG.

Das FEMtech-Netzwerktreffen ist eine Veranstaltung des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT). Die Abwicklung erfolgt durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH (FFG) im Rahmen des Förderschwerpunkts „Talente“. Die regelmäßig stattfindenden Netzwerktreffen dienen dem Kennenlernen und der Weitergabe von Informationen, die für das Thema Frauen in Forschung und Technologie relevant sind.

JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH entwickelt Lösungen und Technologien für Wirtschaft und Industrie in einem breiten Branchenspektrum und betreibt Spitzenforschung auf internationalem Niveau. Mit dem Fokus auf angewandte Forschung und Technologieentwicklung nimmt die INNOVATION COMPANY eine Schlüsselfunktion im Technologie- und Wissenstransfer ein. POLICIES unterstützt Unternehmen, Politik, Forschungseinrichtungen und Organisationen bei ihren Fragen zu Technologie- und Innovationsstrategien, evidenz-basierter Politik oder der regionalen Standortbewertung – sowie bei datengestützten Innovationsprojekten. Die unternehmerischen oder politischen Entscheidungen können somit auf Basis objektiver Fakten getroffen werden.


Kontakt:

Mag. Florian Holzinger
POLICIES – Technologie, Innovation und Politikberatung
Telefon: +43 1 5817520-2834
E-Mail: florian.holzinger@joanneum.at
1090 Wien, Sensengasse 1

 

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