Im Projekt VREDE wird die Konzeption und Gestaltung eines visuellen Tools für verantwortungsvolle Gruppenentscheidungen erforscht. Zwar gibt es erprobte partizipative Verfahren für Meinungsbildung und Entscheidungsfindung, diese funktionieren bisher allerdings hauptsächlich analog. Im Projekt wird erforscht, welche Entscheidungsszenarien mit welchen Methoden gut lösbar sind und ob/wie diese gut digitalisiert und visualisiert werden können; damit sollen partizipative Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozesse auch für komplexe Themen ermöglicht werden.
Für gute Gruppenentscheidungen braucht es gute Information, transparente und kooperative Meinungsbildung sowie klare und gut nachvollziehbare Entscheidungen.
Foto: © Iris Kunze
Projektbeschreibung
Ausgangssituation
Wir leben in einer schnellen Zeit, in der auch bei komplexen Fragen oft rasch Entscheidungen getroffen werden müssen – sowohl auf gesellschaftlicher Ebene als auch in zukunftsorientierten agilen Unternehmen oder Organisationen. Diese Entscheidungen müssen jedoch tragfähig im Sinne von „guten Gruppenentscheidungen“ sein.
Doch was sind „gute Gruppenentscheidungen“? Und wie kommt man dazu? Viele der bisherigen Verfahren bauen auf Mehrheitsentscheidungen auf. Diese führen jedoch häufig zu Polarisierung und Konflikten – schließlich hat die Minderheit sozusagen „verloren“. Dies bringt Unfrieden, Widerstände und Ängste mit sich und kann bedeuten, dass Entscheidungen immer wieder aufgerollt werden.
Ziele/Herausforderung
Für eine partizipative Meinungsbildung und Entscheidungsfindung braucht es
- schnelle und gute Information,
- transparente und kooperative Meinungsbildung sowie
- klare und gut nachvollziehbare Entscheidungen.
Dafür gibt es neue wie auch erprobte Methoden, beispielsweise das „Systemische Konsensieren“, die „holokratische Organisation“ oder die „soziokratische Kreismethode“. Diese funktionieren jedoch vor allem analog – es fehlen digitale Tools, um sich auch in nicht-analogen Settings eine Meinung über komplexe Fragen bilden zu können und zu einer partizipativen Entscheidung zu kommen. Diese Tools müssten zudem einfach anwendbar, intuitiv verständlich und optisch ansprechend sein.
Ergebnisse/Nutzen/Innovation
Das Projekt VREDE erforscht, wie ein einfach zu bedienendes visuelles Tool für Gruppenentscheidungen von komplexen Fragestellungen konzipiert und gestaltet werden kann. Dafür wäre ein Gesamtmodell von Gruppenentscheidungen essenziell, um die Komplexität gemeinsamer Entscheidungsfindung zu linearisieren und mittels digitaler Tools handhabbar zu machen. In VREDE wurde daher zunächst das VREDE Phasenmodell entwickelt, ergänzt durch einen umfassenden Fragenkatalog für alle Phasen von Gruppenentscheidungen.
Das VREDE Phasenmodell für Gruppenentscheidungen.
© VREDE
Auf dieser Basis wurde ein Interaktionsmodell für Gruppenentscheidungen konzipiert und in Form von Scribbles und Templates erprobt. Teile des Modells wurden auch bereits in einem digitalen Demonstrator umgesetzt und getestet. Mehr Informationen finden Sie auf der Webseite des Projekts.
Das VREDE-Quadrat unterstützt anhand von vier wichtigen Parametern dabei zu beurteilen, wie sinnvoll es ist eine Gruppenentscheidung zu treffen .
© VREDE
Welche Forschungsfragen sind noch offen bzw. haben sich neu ergeben?
Es hat sich gezeigt, dass der Prozess von Gruppenentscheidungen äußerst komplex ist; Moderator*innen, die Gruppen moderieren, leisten gleichzeitig sehr viel auf mehreren Ebenen. Soll dies digitalisiert werden – und damit immer auch zumindest teilweise asynchron stattfinden, bedeutet dies eine Potenzierung der Komplexität zu Lasten der Effizienz, und letztlich auch der Inklusivität, da die einfache Bedienbarkeit unter der Komplexität leiden würde. Die zukünftigen Forschungsfragen drehen sich daher darum, wie eine Balance zwischen Komplexität und Inklusion geschaffen werden kann.
- Ist der Prozess von Gruppenentscheidungen trotz seiner Komplexität digital realistisch, benutzer*innenfreundlich und inklusiv umsetzbar bzw. wo liegen die Grenzen in der Umsetzung?
- Was sind die Voraussetzungen dafür, dass ein derartiges Onlinetool Inklusion fördert?
- Welche Ausschlussmechanismen liegen derzeit im digitalen Mitentscheiden vor und welche Voraussetzungen, Designelemente, Methoden und Prinzipien müssen digitale Tools für inklusive Entscheidungsprozesse erfüllen (z.B. einfache Sprache)?
- Wie kann eine Ausgewogenheit zwischen Komplexität des Prozesses und Einfachheit der Bedienung hergestellt werden? Welche Designelemente, Methoden und Prinzipien sind erforderlich um Inklusion im digitalen Raum der Entscheidungsfindung wirksam werden zu lassen?
„Tragfähige und gute Gruppenentscheidungen sind auf dem Weg zu einer nachhaltigen Gesellschaft im Sinne der Sustainable Development Goals zentral, auch für Unternehmen. Mit der Forschung zu einem visuellen Tool, das diesen Prozess unterstützt, möchten wir einen Beitrag zur gesellschaftlichen Transformation leisten.“
Eckdaten
Programm/Ausschreibung
Laura Bassi 4.0
Projektlaufzeit (von bis)
01.10.2019 – 30.09.2022
Projektpartner*innen
GUT Gender & Technik e.U. (Projektkoordination)
BK - Business KONSENS OG
Marketing St. Pölten GmbH
ZIMD - Zentrum für Interaktion, Medien und soziale Diversität
Gugler GmbH
respACT - austrian business council for sustainable development
Plenum - Gesellschaft für ganzheitlich nachhaltige Entwicklung GmbH
Österreichisches Institut für Nachhaltige Entwicklung - Förderung einer zukunftsverträglichen Entwicklung durch Forschung, Planung und Umsetzung
APUS Software Gesellschaft m.b.H.
Kontakt
Dipl. Ing.in Dorothea Erharter