KIRAS – das Programm
Das Österreichische Förderprogramm für Sicherheitsforschung unterstützt nationale Forschungsvorhaben, deren Ergebnisse dazu beitragen, die Sicherheit – als dauerhafte Gewährleistung eines hohen Niveaus an Lebensgrundlagen und Entfaltungsmöglichkeiten – für alle Mitglieder der Gesellschaft zu erhöhen.
KIRAS unterstützt nationale Forschungsvorhaben mit dem Ziel der Erhöhung der Sicherheit Österreichs und seiner Bevölkerung. Schwerpunkt der Förderaktivitäten ist zurzeit der Schutz kritischer Infrastrukturen.
Die Grundlagen des KIRAS-Programms
Das österreichische Sicherheitsforschungsprogramm KIRAS ist ein nationales Programm zur Förderung der Sicherheitsforschung in Österreich. KIRAS unterstützt nationale Forschungsvorhaben mit dem Ziel die Sicherheit Österreichs und seiner Bevölkerung zu erhöhen.
Der Begriff Sicherheitsforschung
Sicherheitsforschung ist aus nationaler Sicht im Sinne von multidimensional, langfristig, multidisziplinär und integrativ zu verstehen.
Umfassende Sicherheit ("Comprehensive Security") bedeutet die dauerhafte Gewährleistung eines hohen Niveaus an Lebensgrundlagen und Entfaltungsmöglichkeiten für alle Mitglieder der Gesellschaft. Um diesem Ziel zu entsprechen, müssen zeitlich, regional, geschlechtsspezifisch und soziokulturell unterschiedliche Gefährdungspotenziale, Risikowahrscheinlichkeiten und Risikodimensionen erfasst und kompensiert werden.
Somit ergibt sich ein breites Forschungsspektrum, das von Sicherheits- und Bedrohungsanalysen bis hin zu fertigen Produkten, Dienstleistungen und Beratungsangeboten zur Gefahrenvorbeugung und -abwehr reicht.
Programm-Verantwortung und Programm-Management
Die Programmverantwortung für das KIRAS-Programm liegt beim Bundesministerium für Finanzen (BMF). Das BMF hat die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) mit dem Programm- und Schirmmanagement für KIRAS beauftragt.
Programmziele
- Erhöhung der Sicherheit und des Sicherheitsbewusstseins der Bürgerinnen und Bürger
- Generierung sicherheitspolitisch erforderlichen Wissens
- Erzielung von Wissens-, Verfahrens- und Technologiesprüngen
- Wachstum der heimischen Sicherheitswirtschaft
- Auf- und Ausbau von Exzellenz im Bereich Sicherheitsforschung
Das Erreichen der strategischen Ziele erfordert einen integrativen Ansatz, der nicht ausschließlich auf technologische Lösungen, sondern auch auf einer sozial- und geisteswissenschaftlichen Herangehensweise aufbaut. Dies soll durch das folgende strategische Querschnittsziel erreicht werden:
- Berücksichtigung gesellschaftlicher Fragestellungen in allen Aspekten der Sicherheitsforschung
Die im Rahmen des KIRAS-Programms geförderten Projekte sollen auf längere Sicht dazu beitragen, qualifizierte Arbeitsplätze in Österreich zu schaffen bzw. zu sichern und einen Beitrag zur österreichischen Wertschöpfungskette zu leisten.
Programmfokus
Selbstverständlich wird KIRAS keine Rüstungsforschung betreiben und sich klar von Rüstungsforschung abgrenzen. Das KIRAS-Programm hat einen eindeutigen und klaren zivilen Programmfokus, da Sicherheitsforschung hinsichtlich seiner verteidigungspolitischen Anforderungen keine wehrtechnisch orientierte Materie ist. Die Abgrenzung zwischen Rüstungs- und Verteidigungsforschung einerseits und Sicherheitsforschung andererseits erfolgt im Rahmen des Nationalen Sicherheitsforschungsprogramms in Übereinstimmung mit der diesbezüglichen Abgrenzung der EU im Rahmen des künftigen Europäischen Sicherheitsforschungsprogramms und seiner vorbereitenden Maßnahmen.
Bedarfsträger
Durch die verpflichtende Einbindung von Bedarfsträgern bei Verbundprojekten wird dem Erfordernis der Anwendungsorientiertheit der geförderten Sicherheitsforschungsprojekte Rechnung getragen.
Thematischer Schwerpunkt
Die erste Phase des Sicherheitsforschungsprogramms konzentriert sich auf den Schutz kritischer Infrastrukturen, da diesbezüglich großer Handlungsbedarf sowohl auf nationaler wie auch auf europäischer Ebene besteht (Einrichtung von EPCIP sowie eines Warn- und Informationsnetzwerk für wichtige Infrastrukturen (CIWIN)). Eine spätere Ausweitung auf weitere Themenbereiche ist geplant.
"Kritisch" ist dabei ein Qualifizierungsmerkmal für herausragend wichtige Einrichtungen innerhalb des Infrastrukturbestandes. Als "kritische Infrastruktur" kommen somit jene Organisationen oder Einrichtungen mit wichtiger Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen in Betracht, bei deren Ausfall oder Beeinträchtigung nachhaltig wirkende Versorgungsengpässe, erhebliche Beeinträchtigungen der nationalen und öffentlichen Sicherheit/staatlichen Stabilität oder andere dramatische Folgen eintreten würden.
Die Abgrenzung zwischen wichtiger Infrastruktur und kritischer Infrastruktur erfolgt durch die zusätzliche Bedeutung nach Grad der Vernetzung, Frage nach der Interdependenz, Größe des Versorgungsgebiets und Bedeutung als Basis der Infrastruktur.
Sektoren
- Energie (Öl- und Gaserzeugung, Raffinierung, Aufbereitung und Lagerung, inklusive Pipelines; Stromerzeugung; Strom-, Gas- und Öldurchleitung; Strom-, Gas- und Ölverteilung)
- Wasser (Bereitstellung von Trinkwasser; Kontrolle der Wasserqualität; Eindämmung und Kontrolle von Wasserständen)
- Lebensmittel (Bereitstellung von Nahrungsmitteln und Sicherstellung der Nahrungsmittelversorgung)
- Gesundheitswesen (Stationäre und ambulante Behandlung; Medikamente, Seren, Impfstoffe und pharmazeutische Produkte; Bio-Laboratorien und Bio-Indikatoren)
- Finanzwesen (privater Zahlungsverkehr; öffentliche Finanzmittel)
- Öffentliche Sicherheit und Ordnung und öffentliche Verwaltung (Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung; Justizwesen und Strafvollzug; Regierungsfunktionen; Bewaffnete Kräfte wie z. B. Militär und Polizei; Zivilverwaltung; Katastrophenschutz; Post- und Kurierwesen)
- Verkehr und Transport (Straßentransport; Schienentransport; Lufttransport; Binnenschifffahrt; Hochseetransport)
- Weltraum und Forschung
- Wissenschaftliche Infrastruktur
- Kommunikation und Information (Technologien und Netzwerke: Fernmeldewesen, Rundfunksysteme, Software, Hardware und Netze wie das Internet sowie Einrichtungen der nationalen Sicherheit wie Führungs-, Leitsysteme, Sensoren und Überwachungssysteme usw.)
Einbindung von Bedarfsträgern
Gefährdungen und Bedrohungen für kritische Infrastruktur können ohne Einbindung von Bedarfsträgern in die Untersuchungen/ Projekte nicht beseitigt werden. Angestrebt wird dabei ein F&E-Kreislauf: Durch die direkte Einbindung der Bedarfsträger soll nicht nur ein anwendungs- und ergebnisorientierter Technologieschub sichergestellt werden, sondern durch Rückmeldung des Infrastrukturbetreibers auch eine reaktive Forschung, die marktgesteuert ist und idealerweise auch nach der Laufzeit des Programms aufrechterhalten bleiben soll.
Ziel
Ziel der Projekte soll aber nicht nur die Verhinderung oder Beseitigung von Primärschäden physischer oder materieller Art wie Zerstörungen, Ausfall, Emissionen etc. sein, sondern vor allem auch die Verhinderung oder Beseitigung von Sekundärschäden sozial-psychischer oder volkswirtschaftlicher Art, wie Vertrauensverlust, Sparverhalten der Bevölkerung, Zukunftsangst oder Panik. Sozial- und geisteswissenschaftliche Forschung muss daher integraler Bestandteil der technologieorientierten Forschungsprojekte sein.