Mittlerweile gibt es zwar mehr weibliche als männliche Studierende an österreichischen Hochschulen. Auch schließen mehr Frauen als Männer ein Studium erfolgreich ab. Aber Frauen sind nach wie vor in technischen Studienfächern unterrepräsentiert, während sie in pädagogischen und gesundheitlichen Berufen dominieren. Auch verdienen Frauen in Wissenschaft und Forschung im Vergleich zu Männern weniger. Sie haben zudem Schwierigkeiten, Zugang zu höheren Positionen zu bekommen. Trotz des wachsenden Frauenanteils unter Studierenden und Absolvent:innen aller Bereiche finden sich Frauen nur selten in leitenden Positionen wieder. An Universitäten sind lediglich etwa ein Viertel der Professuren von Frauen besetzt, und bei Fachhochschul-Studiengängen leiten Frauen nur knapp ein Drittel. Die Barrieren, die Frauen davon abhalten, in bestimmten Berufsfeldern erfolgreich zu sein, sind auch heute noch präsent. Während im Hochschulsektor etwa 39% der Forschenden Frauen sind, sind es im Unternehmenssektor sogar nur 18% (Daten von FEMtech.at).
Die Gleichstellung aller Geschlechter in Wissenschaft und Forschung erfordert die Berücksichtigung der unterschiedlichen Bedürfnisse und Interessen. Dabei sollten Frauen, Männer und nicht-binäre Personen in ihren jeweiligen Gruppen anerkannt werden. Es geht darum, Ungleichheiten zwischen Geschlechtern im Wissenschafts- und Forschungssystem abzubauen – unter Einbeziehung anderer möglicher Diskriminierungsdimensionen wie Alter, Behinderung, sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentität, ethnische Zugehörigkeit, Religion oder Weltanschauung abzubauen. (Siehe hierzu auch die Informationen zu Vielfalt & Diversität)
Genau hier hilft es Organisationen, einen Gleichstellungsplan zu entwerfen und umzusetzen. Welche Organisation möchte es sich in Zeiten des Fachkräftemangels leisten, auf Expert:innen zu verzichten, weil die eigenen Strukturen für viele nicht funktionieren?
- Nationaler Leitfaden zur Erstellung von Gleichstellungsplänen (BMK & BMBWF)
- Toolkit zur Erstellung eines GEP des EIGE
- Hilfestellung und Unterlagen für die Erstellung von Trainings GEPs (Gender Equality Academy)
- Achtung: Förderung für die Erstellung eines Gleichstellungsplans im Rahmen eines DIVERSITEC Projekts möglich
Gleichstellungsplan verpflichtend für bestimmte EU-Förderungen
In Horizon Europe gilt für alle Ausschreibungen mit Deadlines ab 2022, dass ein Gender Equality Plan ein verpflichtendes Kriterium für die Teilnahme an Horizon Europe ist. Laut Leitfaden der EC (S.6) und Horizon Europe General Annex betrifft diese Regelung Organisationen, wenn Sie zu den nachstehenden Rechtspersonen zählen (die genauen Definitionen finden Sie im LEAR Guidance Document ab S. 5) und wenn diese in EU Mitgliedsstaaten oder Assoziierten Ländern angesiedelt sind:
- Öffentliche Einrichtungen, wie bspw. Forschungsförderungsorganisationen, Nationale Ministerien oder andere öffentliche Einrichtungen, inklusive "public for profit"-Organisationen
- Öffentliche und private Hochschuleinrichtungen
- Öffentliche und private Forschungsorganisationen
Ausgenommen sind laut den Horizon Europe General Annex andere Kategorien von Rechtspersonen, wie beispielsweise "private for-profit organisations, including SMEs, non-governmental or civil society organisations"
In den General Annexes von Horizon Europe 2021 -2022 ist festgelegt, dass ein solcher Gender Equality Plan (kurz GEP) vier obligatorische prozessbezogene Anforderungen oder „Bausteine“ erfüllen muss, um als Förderkriterium zu gelten.
Obligatorische Voraussetzungen für eine GEP sind folgende:
- Ein öffentliches Dokument: Der GEP sollte ein formelles Dokument sein, das von der obersten Leitung unterzeichnet und innerhalb der Institution verbreitet wird. Es sollte ein Engagement für die Gleichstellung der Geschlechter demonstrieren, klare Ziele und detaillierte Maßnahmen und Maßnahmen zu deren Erreichung festlegen.
- Eigene Ressourcen haben: Ressourcen für die Gestaltung, Umsetzung und Überwachung von GEPs können die Finanzierung bestimmter Positionen wie Gleichstellungsbeauftragte oder Gleichstellungsteams sowie zweckgebundene Arbeitszeiten für akademisches, Management- und Verwaltungspersonal umfassen.
- Vorkehrungen für die Datenerhebung und -überwachung einschließen: GEPs müssen evidenzbasiert sein und auf nach Geschlecht oder Geschlecht aufgeschlüsselten Basisdaten basieren, die über alle Mitarbeiterkategorien gesammelt wurden. Diese Daten sollten die Ziele und Vorgaben, Indikatoren und die laufende Bewertung der Fortschritte des GEP beeinflussen.
- Durch Schulungen und Kapazitätsaufbau unterstützt werden: Zu den Maßnahmen können die Entwicklung von Genderkompetenz und die Bekämpfung unbewusster geschlechtsspezifischer Vorurteile bei Mitarbeitern, Führungskräften und Entscheidungsträgern, die Einrichtung von Arbeitsgruppen zu bestimmten Themen und die Sensibilisierung durch Workshops und Kommunikationsaktivitäten gehören
Neben diesen zwingenden prozessbezogenen Anforderungen werden die folgenden 5 Themenbereiche inhaltlich empfohlen:
- Work-Life-Balance und Organisationskultur
- Geschlechtergleichgewicht in Führung und Entscheidungsfindung
- Gleichstellung der Geschlechter bei der Einstellung und Karriereentwicklung
- Integration der Gender-Dimension in Forschungs- und Lehrinhalte
- Maßnahmen gegen geschlechtsspezifische Gewalt einschließlich sexueller Belästigung
Weiterführende Informationen zu Gleichstellungsplänen für Horizon Europe Projekte:
- Horizon Europe Guidance on Gender Equality Plans
- Deutsche Zusammenfassung der Anforderungen für Gleichstellungspläne auf femtech.at
- FAQ der Europäischen Kommission zu den GEPs
- Europäische Kommission: Webinar zu den Bedingungen und Formalitäten der Gender Equality Plans (GEPs) vom 23. Juni 2022.
Videotutorials zum Erstellen eines Gleichstellungsplans in 6 Schritten
Englisch mit deutschen Untertiteln, Ressourcen des Projektes Gender Equality Academy (Youtube-Videos):
- Grundlagen Konzepte: Creating your GEP: the basic concepts
- Grundlagen Policies: Creating your Gender Equality Plan - Learn the EU Framework and policies
- Erfolgsfaktoren: Creating your GEP: The main general tips and the success factors
- Schritt 1: Creating your GEP: Step 1 Getting started Roadmap to GEPs main steps
- Schritt 2: Creating your Gender Equality Plan Step 2
- Schritt 3: Set up the GEP - Learn the basic actions
- Schritt 4 (Teil 1): Implementing the GEP - Learn how to start the implementation
- Schritt 4 (Teil 2): Implementing the GEP: Be aware of the obstacles
- Schritt 5: Monitoring and Evaluation of the GEP
- Schritt 6: Sustainability
- Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt in Organisationen: How to fight gender-based violence and sexual harassment. Policies against sexual harassment