Andreas Reichhardt
betont, dass das BMVIT in den letzten Jahren seine Schwerpunkte der Förderung stark fokussiert hat. Die gesetzten Themen beruhen auf Analysen und Studien (z. B. die Systemevaluierung) und sind in relevanten gesellschaftlichen Herausforderungen – Stichwort „Grand Challenges“ - verankert.
Die Schwerpunkte Mobilität und Energie greifen die bereits im FFG Forum mehrfach angesprochene Intention der „Doppeldividende“ auf und adressieren nicht nur technisch – wirtschaftliche sondern auch gesellschaftliche Herausforderungen. Die Bedeutung von IKT als generische Technologie, als Basistechnologie ist weiterhin unbestritten. Produktion schließlich muss für den Standort Österreich große Bedeutung haben und wird z. B. im Rahmen der Förderungsschiene „intelligente Produktion“ aufgegriffen.
Diese Schwerpunkte werden mit Budgets versehen, die Planungssicherheit auf beiden Seiten - Wissenschaft ebenso wie Wirtschaft – erlauben.
Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt sind Humanpotenziale. Im letzten Sommer wurden mehr als 1.500 Praktika im naturwissenschaftlich-technischen Bereich vermittelt.
Schließlich greift das BMVIT auch die internationale Vernetzung mit entsprechenden Budgets, Strukturen und Programmen auf.
Bezüglich Effizienz und Effektivität der Forschungsförderung nimmt Andreas Reichhardt auf das „Themen- und Portfoliomanagement“ Bezug, dessen Konzeption auf Initiative des BMVIT gemeinsam mit dem BMWFJ und der FFG gestartet wurde. Dabei erfolgt das Themenmanagement durch die zuständigen Ressorts, das Portfoliomanagement durch die FFG:
Folgende Prinzipien sind dabei handlungsleitend:
- Gleichbehandlung gleichartiger Projekte und gleichartiger Akteure,
- Chancengleichheit der Antragsteller, vor allem durch gleichartige Auswahlverfahren,
- Optimierung der zeitlichen Abstimmung der Ausschreibungen – keine unbegründeten Zeitvorteile.
Die Umsetzung erfolgt durch standardisierte Instrumente, Förderungshöhen sowie Auswahlverfahren und einen verlässlichen Ausschreibungskalender mit halbjährlichen Ausschreibungen.
Für die FörderungsnehmerInnen bedeutet das größere Transparenz, Planungssicherheit und Chancengleichheit; für den Bund eine deutlich verbesserte Möglichkeit der thematischen Steuerung. Dies alles mit dem Ziel erhöhter Effizienz und Effektivität des Einsatzes öffentlicher Mittel.
Eine Ausschreibung zu intelligenter Produktion im neuen Schema umgesetzt und zeigt den ersten Erfolg: es wurden 137 Anträge eingereicht und – so viel wie noch nie bei einer ersten Ausschreibung.
Wünschenswert sind vor allem Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, die FTI-Strategie des Bundes rasch umzusetzen. Das bedeutet auch, dass sich alle für die FTI-Strategie Verantwortlichen, auch das BMF, sich für deren Umsetzung einsetzen.
Michael Losch
führt aus, dass das BMWFJ mit seinen Schwerpunkten ebenso Grand Challenges aufgreift, nur die Perspektive ist eine andere: nicht Themen stehen im Vordergrund, sondern Strukturen und Kapazitäten der österreichischen Wirtschaft. Das BMWFJ definiert seine Aktivitäten dementsprechend als horizontal, themen- und branchenoffen. Natürlich finden z. B. in den CD-Labors, COMET Zentren etc. die vorher angesprochenen Themen ihren Platz.
Ein wichtiges Ziel des BMWFJ ist es auch, durch niedrigschwellige Angebote wie z.B. Schecks die Eintrittsschwelle für KMU in FTI-Aktivitäten zu reduzieren. Im Jahr 2020 sollen 25 % der Unternehmen systematisch forschen!
Besonders wichtig für die Weiterführung der erfolgreichen Dienstleistungsinitiative des BMWFJ ist es, die Synergien zwischen Dienstleistungen und Industrie zu nutzen.
In Zeiten stagnierender Budgets muss es noch mehr um Maßnahmen mit großer Hebelwirkung und Additionalität gehen. Aus diesem Grund achtet das BMWFJ darauf, seine Förderungen im Rahmen der beihilfenrechtlichen Bedingungen so einzusetzen, dass das Interesse der Unternehmen gefordert ist und sich in einem adäquaten Ausmaß an Mitfinanzierung zeigt, die Beihilfe eine möglichst hohe Additionalität auslöst.
Barbara Weitgruber:
Das BMWF ist das koordinierende Europa-Ministerium Österreichs in Bezug auf die Teilnahme an europäischer Forschung. Seit dem EU Beitritt Österreichs hat sich die österreichische Teilnahme sehr erfolgreich entwickelt. Laut dem aktuellen Proviso Bericht wurden bislang etwa 1.300 Projekte mit österreichischer Beteiligung im 7. RP bewilligt. Über 200 Projekte werden von österreichischen Organisationen koordiniert. Die durchschnittliche Bewilligungsquote österreichischer KoordinatorInnen liegt bei rund 20 % und damit über der Gesamtbewilligungsquote des 7. RP von rund 17 %. Die Rückflussquote konnte von 70 % auf über 120 % gesteigert werden.
Die europäischen Programme sind mittlerweile selbstverständlicher Teil der österreichischen Forschung.
Zukünftige Chancen werden bei den Entwicklungen zu folgenden Bereichen gesehen:
- große Forschungsinfrastrukturen
- Joint Programming
- Die Mobilität von Wissen, d.h. von Forscherinnen und Forschern im ERA-Framework
- regionale Strategien im Rahmen der Innovation Union
Es muss um die gesamte Bandbreite von der Grundlagenforschung bis hin zur Innovation gehen, wenn sich Österreich erfolgreich entwickeln will. Dafür bedarf es nachhaltig finanzierter und leistungsstarker Universitäten. Die Steuerung über Leistungsvereinbarungen muss gestärkt werden; dies gilt auch für außeruniversitäre Forschungseinrichtungen. Jedenfalls ist eine Polarisierung, eine Konkurrenz von Grundlagenforschung und anwendungsnaher / wirtschaftsorientierter Forschung nicht sinnvoll, alle Teile des Systems brauchen mehr Geld.
Gabriele Ambros:
Österreich hat generell in den vergangenen Jahren eine wesentliche Verbesserung seiner Position als Wirtschafts- und Forschungsstandort erreicht. Dennoch ist Österreich immer noch ein Innovation Follower, also nicht im Spitzenfeld der Innovation Leader. Daher hat auch der FTE-Rat in seiner „Strategie 2020“ die von Karl Aiginger geforderte „Frontrunner--Strategie“ festgehalten.
Die in diesem Jahr verabschiedete FTI-Strategie des Bundes stellt einen guten Rahmen für die künftige Politikgestaltung dar. Entscheidend sind nun die Umsetzung der Maßnahmen und letztlich natürlich auch die dafür notwendigen Mittel. Prioritäten wären u.a.:
- eine Konzentration auf Maßnahmen, die zusätzliche private F&E-Investments auslösen
- ein einfaches, auch für kleine und mittlere Unternehmen durchschaubares Fördersystem mit raschen und kundenfreundlichen Abläufen und spezielle Incentives für KMU, die neu in das Innovationsgeschehen einsteigen (Vorbild: Innovationsscheck)
- dafür notwendig: flexibel und operativ unabhängig agierende Förderagenturen wie die FFG
In der Abschlussrunde wurden als zentrale Wünsche für die künftige Gestaltung der FTI-Politik genannt:
- positive wirtschaftliche Entwicklung
- Ausreichende Mittel und Konzentration auf klare Schwerpunktsetzungen, Aufgeben der Kleinteiligkeit der Förderung
- ein funktionierender Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft
- eine erfolgreiche Umsetzung des Themen- und Portfoliomanagements in allen Bereichen der wirtschaftsnahen Forschungsförderung
- ein Maximum an Erfolg mit den eingesetzten Mitteln
- Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, die FTI-Strategie des Bundes rasch umzusetzen
- alle für die FTI-Strategie Verantwortlichen, auch das BMF, setzen sich für deren Umsetzung ein