Eingangsfragen Harald Posch:
- Was schaffen wir an zusätzlichem Wert durch Forschungsförderung?
- Wovon wurde am meisten profitiert?
- Welche Leistungen brauchen UnternehmerInnen, ForscherInnen, WissenschafterInnen von der öffentlichen Hand – Geld, Serviceleistungen, Netzwerke, Informationen, programmatische Unterstützung?
- Wodurch war der persönliche Weg der Diskussionsteilnehmer gekennzeichnet?
Manfred Fuchs:
Schildert die Entwicklung seines Unternehmens. „In einem Viertel Jahrhundert von einer besseren Klitsche zu einem grossen Raumfahrtunternehmen mit 2.200 MitarbeiterInnen.“ Die OHB Gruppe wurde zu einer der führenden Raumfahrtsystemfirmen, baut Galileo Satelliten und Meteosat Satelliten.
Was war für die OHB wichtig: Forschung. Unterstützung war notwendig, kam von DLR und Ministerium. Zunächst ging es um den Bau von Satelliten – Radarsatelliten für die deutsche Bundeswehr, das war die Basis für das Anbieten von großen Satelliten wie Galileo.
Förderung & Unterstützung ist wichtig.
OHB ist als Systemfirma in der Lage, Satelliten zu bauen – der Weg zum Systemanbieter muss gefördert werden.
Walter Stephan:
Die FACC entstand aus Fischer Schi. Begonnen wurde 1985 als kleines Unternehmen mit 10 MitarbeiterInnen. Heute sind es 1.700 MitarbeiterInnen, die FFG ist ein wichtiger Stakeholder.
FACC nimmt heute unter den Faserverbundwerkstoffherstellern – ein zukunftsträchtiger Markt – Platz 5-10 ein. Stephan hat 20 Jahre Forschungsförderung mit nationalem Fokus miterlebt, aber auch international. Heute international tätig in Bezug auf Forschung, aber in diesem Zusammenhang auch Negatives erlebt.
Wichtig ist die Nachhaltigkeit der F&E-Aktivitäten und der Investitionen. Besser ist ein Verzicht auf schnelles Wachstum und stattdessen in die Forschung zu investieren. Es ist notwendig, selbst zu investieren, im Sinne einer Nachhaltigkeit von Seiten des Unternehmens.
Eine forschungsaktive Firma muss dafür aufgestellt sein, Projektanträge zu stellen und sich dieser Mühe zu unterziehen, eine gewisse Disziplin ist dafür notwendig.
Josef Affenzeller:
AVL verzeichnet aktuell einen Anteil von 12 Prozent am Umsatz an Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Forschung und Forschungsförderung ist wichtige Sache. Wesentlich ist: keine Forschung sollte ohne strategische Basis durchgeführt werden.
Wichtig sind eine Schwerpunktsetzung, Kooperationsprojekte und die richtige Abstimmung von nationaler und EU-Förderung.
Wenn man Schwerpunkte setzt, sind die geeigneten Instrumente wichtig. Es geht um die regionale und nationale Stärkung. Beratung für Projekte ist gut, sie muss in die Unternehmensstrategie passen.
Bei vorwettbewerblicher Forschung sind Kooperationen mit Universitäten wichtig. Wenn es in Richtung Produktentwicklung geht, gelten andere Regeln.
Frage Hans Schönegger:
Ist die EFRE-Förderung für Unternehmen attraktiv? (EFRE = Europäischer Fonds für regionale Entwicklung)
Josef Affenzeller:
EFRE ist ein eigenes Problem - es belastet nicht nur die FFG, sondern auch die Unternehmen. Appell: Wir müssen bei EFRE das Abrechnungssystem umstellen, bisher ist es sehr komplex und ein enormer Aufwand.
Claus Raidl:
Technischer Fortschritt leistet den grössten Beitrag zum Wirtschaftswachstum.
In Österreich gibt es eine relativ hohe Forschungsförderung. Mit der Gründung der FFG, die eine Konzentration und Neuorganisation der Forschungsförderung gebracht hat, haben wir jetzt im Bereich der angewandten Forschung ein gutes System.
Aber: „Bei der direkten Förderung droht die Situation: die Förderer sind überfordert und geschickte Forderer werden überfördert“. Es sei falsch, Forschungsprojekte nur wegen der Förderung durchzuführen.
Es ist wichtig, forschenden Unternehmen einen Teil des Risikos abzunehmen – daher ist das Instrumentarium der Forschungsförderung wichtig.
Österreich muss mehr Mittel für die Grundlagenforschung aufwenden – wenn wir Innovator und nicht Imitator sein wollen, muss mehr in die Grundlagenforschung investiert werden.
Eine jede Investition auch in Forschung und Entwicklung muss sich für sich gesehen rechnen. Die Förderung ist quasi das Sahnehäubchen.
Alles zusammen gerechnet werden jedes Jahr in Österreich insgesamt 15 Milliarden Euro für Wirtschaftsförderung ausgegeben. Da könnte die Hälfte reduziert werden, und das Geld sollte für Forschungsförderung verwendet werden.
Anton Zeilinger:
Die eigene wissenschaftliche Karriere begann in den 70er Jahren in Wien mit fundamentalen Fragen zur Quantenphysik im Rahmen von Experimenten. Die Motivation dafür war rein wissenschaftlich.
Das Interesse an fundamentalen Fragenstellungen: Hier hat Europa eine lange Tradition, die verteidigt werden muss
Zeilinger war auch am MIT in den USA tätig. Hier hat er Zugang zu neuen Ideen gefunden. Zurück in Österreich wurde seine Arbeit vom FWF gefördert, der damals sehr offen war. Zu seiner grossen Überraschung fand Zeilinger auch bei der FFG Gehör, obwohl die Konzepte noch nicht klar waren (die Offenheit für neue Ideen ist besonders wichtig).
Ideen stehen am Anfang. Ideen sind das wichtigste Gut in der Forschung. Es ist wichtig, ein Klima für ungewöhnliche Ideen zu schaffen – daher muss Grundlagenforschung in Österreich mehr gefördert werden. Das ist natürlich mit einem Risiko verbunden, das akzeptiert werden muss. Es geht um die Köpfe. Wir sollten die Förderung für Grundlagenforschung auf den Level der Schweiz erhöhen.
Konkurrenz in der (Grundlagen-)forschung wird grösser. Europa war und st besser imstande, komplexe Ideen zu verwirklichen – dieser Vorteil ist auf die Kultur- und Geistesgeschichte zurückzuführen.
Wichtig ist es, bereits sehr früh Innovationen, Ideen, Forschung zu vermitteln. Ein wichtiges Instrument sind Veranstaltungen wie Vorlesungen für Kinder. Die Begeisterungsfähigkeit ist unglaublich. Junge Menschen sind ein großes Potenzial, man muss dort ansetzen. Hier kann mit wenig finanziellem Einsatz viel erreicht werden.