Bericht zum Online-Ideen- und Erfahrungsaustausch am 17.06.2021:
Gemeinsames Entscheiden mit Digitalen Tools wie acceptify im Forschungsfeld
Um Entscheidungen in der Forschung partizipativer zu gestalten, können diverse Tools und Methoden zum Einsatz kommen. In der Veranstaltung gaben die beiden Forscher Wolfgang Lukas (selbständiger Forscher) und Manfred Bodenlenz (JOANNEUM RESEARCH) einen Einblick in ihren Forschungsalltag und den Einsatz von systemischem Konsensieren mittels des Online-Tools acceptify.
Wolfgang Lukas hat die Initiative „Mindful Researchers“ gestartet, da die Wissenschaft aus seiner Sicht von Kooperation und Großzügigkeit im Wissens- und Erfahrungsaustausch maßgeblich profitiert. Allerdings ist die Wissenschaft auch durch einen ausufernden Wettbewerb um knappe Ressourcen geprägt, was einen großen Druck auf Wissenschaftler*innen aufbaut. Er setzt sich daher für einen Kulturwandel in der Wissenschaft ein, welcher auch die Themen Diversität und Inklusion einschließt. „Mindful Researchers“ ist eine internationale Forschungsgemeinschaft, welche zu einer konstruktiven, tragfähigeren und menschlicheren Haltung beitragen möchte. Die Initiative setzt Entscheidungstools wie acceptify ein, um z. B. im Forschungsbereich Fragen zu priorisieren, die in Umfragen einbezogen werden sollen. Systemisches Konsensieren wird in der Forschungsgemeinschaft aber auch eingesetzt um Lösungen zu finden wie sie Gesprächsräume für ihre wachsende Community anbieten können. Die Erfahrungen zeigen, dass Entscheidungstools digitale Entscheidungen in Forschungsteams und insbesondere interdisziplinäre Zusammenarbeit unterstützen können.
Systemisches Konsensieren: Bei dieser Methode wird jene Entscheidungsalternative gesucht, die in der Gruppe die geringste Ablehnung erfährt. Diese Alternative ist dem Konsens am nächsten und kommt für eine konfliktfreie Umsetzung am ehesten in Frage. Das Minimieren der Einwände gegen die Alternativen wird zur Entscheidungsgrundlage. Hinter Einwänden stehen unerfüllte Bedürfnisse, sie sind Hinweise auf bessere Lösungen. Der positive Umgang mit ihnen verändert den gesamten Entscheidungsprozess.
Manfred Bodenlenz (JR) sieht Partizipation als starken Treiber für Innovation und als Möglichkeit freiere, offenere und durchdachtere Kommunikation zu etablieren, die alle miteinschließt. Er setzte acceptify bereits in verschiedensten Situationen ein wie beispielsweise in der Gremienarbeit mit Parteien oder in der Lösungs- und Hypothesenfindung im wissenschaftlichen Bereich. Das Tool erlaubt eine zweistufige Bewertung bzw. Problemanalyse – ähnlich der FMEA/Risikoanalyse in der Technik –, wobei erstens gefragt wird wie häufig das Problem auftaucht und zweitens wie schlimm dessen Schaden ist. Die Transparenz und Anonymität des Tools, sowie die statistischen Parameter, die eine starke Polarisierung angeben und ansprechende Export-Optionen überzeugen ihn. Dennoch bleiben wie bei jedem Tool Wünsche offen, wie die Konfigurierbarkeit von Anwendungsfällen (z.B. „Vorteil“ und „Nachteil“ ist nicht immer passend). Auch ist vielfach eine Begleitung der Ergebnisse von acceptify Anwendungen mit geistig-kulturellen Übungen hilfreich, um damit weiter arbeiten zu können. Denn häufig sind die Ergebnisse innovativ, ihre Umsetzung aber schwer vorstellbar, was Widerstand gegen Veränderungen erzeugt.
In der anschließenden Diskussion wurde klar, dass Interdisziplinarität sowie Internationalität große Herausforderungen für die Kommunikation und Kooperation darstellen. Hier braucht es unterschiedliche Ansätze und Methoden, um mit Konfliktpotenzial umzugehen. Gerade bei komplexen Entscheidungen sollte genug Zeit eingeplant werden damit alle zu Wort kommen und sich einbringen können um die „Schwarmintelligenz“ zu nutzen. Die Teilnehmenden hoben insbesondere den inklusiven Zugang des Tools und respektvollen Umgang positiv hervor, welcher ebenfalls Genderdynamiken entgegenwirken kann. Das Thema Macht wurde in Bezug auf Entscheidungen kritisch diskutiert und es wurde beschlossen, das Thema Gender nochmals dezidiert zu betrachten.