Laura Bassi 4.0 Online-Veranstaltung der Laura Bassi 4.0 Arbeitsgruppe „Partizipative Entscheidungen digital fällen“

Bericht zur Online-Veranstaltung am 14.10.2021:
Narrative Konfliktbearbeitung auf Basis der Sonovista Conflict Map

 

Wie können verhärtete Konfliktlinien in Change Prozessen aufgeweicht und Konflikte wieder bearbeitbar gemacht werden? Wie kann vielleicht ein Konsens gefunden werden? Und wie kann die Methode der Sonovista Conflict Map weiterentwickelt werden? Diesen Fragen standen im Zentrum der Online-Veranstaltung am 14.10.2021. Zu Gast war der Organisationsberater und Begründer der Wirtschaftsdramaturgie Marc Miletich, der die Sonovista Conflict Map vorstellte um anschließend Weiterentwicklungsmöglichkeiten zu diskutieren.

Marc Miletich setzt die Sonovista Conflict Map in der Begleitung von Transformationsprozessen in großen und mittelständischen Organisationen ein, um Konflikte strukturiert zu erfassen, zu visualisieren und damit für alle Stakeholder greifbar zu machen. Dies ermöglicht es Akteur*innen trotz ihrer unterschiedlichen Rollen und Ziele zu einem Konsens zu finden. Zuschreibungen wie "die Mitarbeiter*innen haben einfach das falsche Mind-Set" bekommen in der "Conflict Map" eine produktive Dimension. 

Akteur*innen priorisieren im Prozess die Reihenfolge, in der die Konflikte bearbeitet werden sollen und wählen einen Ausgangskonflikt. Medienberater*innen übersetzen den ausgewählten Ausgangskonflikt auf Basis von z.B. Interviews mit Akteur*innen in den zentralen narrativen Konflikt der Medienmaßnahme (z.B. Video, Virtuelle Konferenz, Townhall u.a.m.). Dies ermöglicht emotionale Erlebbarkeit – zeigt man z.B. Interviewausschnitte in denen Beschäftigte offen artikulieren, wie die Strategieprozesse bei ihnen ankommen, wird ihre Ablehnung verständlicher. Gleichzeitig verschiebt sich der Konflikt hin zur Frage, wie die Strategie vermittelt wird. Diese Vorgehensweise versetzt das Management in die Lage Personen die Zuversicht zu geben, im Veränderungsprozess einen guten Platz in einer neuen Rolle zu finden und mit ihren Anliegen sichtbar und hörbar zu werden. Erfahrungsgemäß verändert dieses "sicht- und hörbar machen" die Wahrnehmung der Mitarbeiter*innen und deren Motivation seitens des Managements und steigert die Wertschätzung für deren Beitrag zum Gelingen der Transformation. In dieser emotionalen Win-Win Situation lässt sich Druck zumeist innerhalb weniger Minuten in Sog verwandeln.

Marc Miletich zeigte in seinem Vortrag an Fallbeispielen die Umsetzung und Wirkung der beschriebenen Methode. Diese Vorstellung war Grundlage für einen offenen Austausch, ob und wie diese Methode im Kontext der AG partizipative Entscheidungen digital fällen nutzbar sein könnte und wie die Methode weiterentwickelt werden könnte.
In der Diskussion stellte sich heraus, dass die Sonovista Conflict Map ein Tool ist, um zu einer gemeinsamen Konflikt-Erzählung zu finden und so die Konflikt-DNA abbilden kann. Das Tool ermöglicht keine Lösung von Sachkonflikten, sondern bereitet den Boden, damit Konfliktparteien wieder miteinander kommunizieren können. 

In einem Reflecting Team wurde anschließend die Frage diskutiert, wie man über einen strukturierten Prozess von Entwürfen bis zur Wahl einer Conflict map kommt. Die Überlegungen reichten hier von „vielleicht ist es egal, alle Konflikte hängen zusammen“ über Priorisierung von Konflikten bis zu Clustern um Komplexität zu reduzieren. Eine Idee war auch, sich auf jene Konflikte zu konzentrieren, die vom Management als unwichtig bewertet werden oder auf jene, die hohes Engagement hervorrufen.