Das Projekt SimpliCITY erprobte spielerische, digitale Elemente, um Menschen in Salzburg zu mehr Fahrradmobilität, regionalem Konsum und Inklusion anzuregen. Im Nachfolgeprojekt DyMoN liegt der Fokus auf sanfter Mobilität und dezenten psychologischen Anreizen.
Eingefahrene Routinen im Alltag zu ändern, ist in der Regel schwierig. Versucht man die Gewohnheiten einer ganzen Stadt umzulenken, ist die Herausforderung ungleich größer. Geld oder ein Gewinnspiel können rasch etwas bewegen, fällt der Motivationsbonus allerdings weg, wird das bessere Verhalten oft nicht fortgesetzt. Ein Forschungsteam aus Salzburg erprobte daher im Projekt SimpliCITY von 2018 bis 2021 alternative, digitale Lösungen für Städte, die ihre Nachhaltigkeitsbilanz verbessern wollen.
Anreize schaffen
Im Mittelpunkt von SimpliCITY stand die Erprobung von regionalen Nachhaltigkeitsservices in Verbindung mit digitalen Tools. Die Smartphone-App und Website „Die Stadtmacherei“ weckte mit Gamification-Elementen den Ehrgeiz der Salzburger und sorgte für breitere Akzeptanz von Fahrradmobilität, regionalen Produktion und sozialer Inklusion. In diesen Bereichen erforschte das Projektteam der Salzburg Research systematisch Techniken der Verhaltensänderung mit digitalen Tools und geeignete Partizipationsmethoden. Mit an Bord von SimpliCITY waren das Raumordnungsinstitut und der Nachhaltigkeitskoordinator der Stadt Salzburg sowie die Gamification-Experten des Halleiner Unternehmens Polycular.
App und Website der "Stadtmacherei", die im Rahmen des Projekts SimpliCITY entstanden sind, sollen unter anderem Lust auf sanfte Mobilität machen.
Im schwedischen Uppsala arbeitete ein Konsortium mit ähnlicher Struktur an der gleichen Fragestellung. Durch den Austausch der Ergebnisse und Methoden schaffte das Projektteam eine vergleichbare Grundlage für eine verbesserte Methodik für regionale Motivationsstrategien in mittelgroßen Städten. Gefördert wurde SimpliCITY von der FFG im Rahmen der Ausschreibung „Making Cities Work“ der europäischen Joint Programming Initiative (JPI) „Urban Europe“. „Die FFG ist als Motor im JPI-Programm außerordentlich wesentlich, die Österreicher sind hier sehr gut vernetzt und setzen viele Mittel ein“, sagt Innovationsforscherin Veronika Hornung-Prähauser von Salzburg Research, die das Projekt SimpliCITY koordinierte.
Aktives Mobilitätsverhalten nachhaltig unterstützen
Durch die Erfahrungen aus SimpliCITY konnte das Ziel für das Nachfolgeprojekt „DyMoN – Dynamic Mobility Nudge“ erfolgreich geschärft werden. Dieses Projekt konzentriert sich auf den Aspekt der aktiven Personenmobilität als wesentlichen Faktor für die städtische Nachhaltigkeit. Öffi-Nutzer, Radler sowie Fußgänger sind dem Auto in vielen Aspekten weit voraus: Sie verursachen keine Staus, brauchen weniger Platz und schonen die Umwelt. Wie sich Menschen zum nachhaltigen Umstieg bewegen lassen, ist jedoch eine der zentralen Fragen der Stadt- und Verkehrsplanung.
Das Team von Salzburg Research betrachtet unter Leitung der Psychologin Claudia Luger-Bazinger die digital und datenbasiert erhobenen Änderungspotenziale nicht nur aus sozio-technischer, sondern auch aus psychologischer Sicht. Denn es ist sehr wirkungsvoll, auf die Kraft der Gemeinschaft zu setzen: Bei jeder individuellen Mobilitätsentscheidung wird miteinbezogen, wie das eigene Umfeld agiert. Soziale Normen sind ein entscheidender Ansatzpunkt, wenn es darum geht, das Verhalten einer Gruppe zu ändern. „Die empirische Forschung misst, was dabei wirklich funktioniert“, erklärt Claudia Luger-Bazinger. Allerdings fehlen im Hinblick auf das Mobilitätsverhalten der Forschung bisher noch belastbare Daten.
Im Rahmen von DyMoN sollen bis 2024 verhaltenstheoretische Modelle, effektive Methoden & innovative Tools entstehen, die den entscheidenden Stupser in Richtung sanfte Mobilität geben. Darauf zumindest zielt der Nudging-Ansatz des Projekts ab. Salzburg und Uppsala werden dabei wieder Vorreiter sein.